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 - Gelenkersatz "Weißbuch Gelenkersatz": Wechseloperationen beruhen "sehr selten" auf Materialversagen

Die Gelenkersatzoperation ist eine der erfolgreichsten chirurgischen Eingriffe der letzten Jahrzehnte. Sie ermöglicht Patienten wieder Mobilität und weitgehende Schmerzfreiheit. Das vor kurzem vom IGES vorgelegte "Weißbuch Gelenkersatz" belegt: Gelenkersatz-Patienten werden in Deutschland sehr gut versorgt. Die Entwicklung der Eingriffszahlen und der Indikationsstellung zeigt zudem, dass in Deutschland keineswegs zu viel operiert wird. Und noch ein Mythos wird ausgeräumt: Materialversagen ist "sehr selten" die Ursache für Wechseleingriffe (Revisionen) – "entgegen der Wahrnehmung in der Bevölkerung", wie es im Weißbuch heißt. "Das Weißbuch verdeutlicht, dass wir in Deutschland eine hohe Patientenzufriedenheit und Behandlungsqualität erreicht haben", kommentiert BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Das "Weißbuch Gelenkersatz" kann unter www.bvmed.de/weissbuch-gelenkersatz heruntergeladen werden.

PressemeldungBerlin, 13.09.2016, 69/16

© BVMed Ziele des Gelenkersatzes sind es, Schmerzen zu lindern und Patienten wieder Mobilität und eine aktive Teilnahme am täglichen Leben zu ermöglichen. Eine möglichst lange Lebensdauer einer Endoprothese ist dabei erstrebenswert. Diese sogenannte Standzeit hängt von vielen Faktoren ab, so das IGES im Weißbuch: etwa vom Krankheitsbild, Begleiterkrankungen, vom Verlauf der Operation, aber auch von der Beanspruchung und den Materialien.

Laut Statistischem Bundesamt wurden 2014 rund 27.000 implantierte Hüftgelenke und rund 21.000 künstliche Kniegelenke ausgewechselt. Die Anzahl der Wechseleingriffe eines Jahres darf aber keineswegs in Bezug zu den Ersteingriffen desselben Jahres gesetzt werden. Diese Wechseleingriffe beziehen sich auf die kumulierten Operationen der letzten Jahre und Jahrzehnte.

Infektionen sind die häufigste Ursache für Wechseleingriffe

Nach Aussage der Experten kommen für Wechseleingriffe unterschiedliche Gründe in Betracht: "An erster Stelle stehen heute infektbedingte Revisions- und Wechseleingriffe. Weitere Ursachen für Revisions- und Wechseleingriffe insbesondere im frühen postoperativen Verlauf können Luxationen bzw. Instabilitäten sein. Im längerfristigen Verlauf können aseptische Lockerungen und abriebbedingte Schäden bei noch fester Prothese Revisions- oder Wechseleingriffe erforderlich machen", heißt es im Weißbuch. "Sehr selten" seien – entgegen der Wahrnehmung in der Bevölkerung – Revisionen aufgrund von Prothesenfrakturen durch Materialversagen.

Untersuchungen zu gelegentlich auftretenden Brüchen von Keramikprothesen (weniger als 0,01 Prozent der Implantationen) hätten gezeigt, dass diese Brüche nicht allein aufgrund von Materialfehlern erfolgen, sondern auch die Implantationstechnik eine Rolle spielen kann. Deshalb erfolgen beispielsweise intensive Schulungsmaßnahmen durch Fachgesellschaften in Zusammenarbeit mit den Herstellern. Das Versagen einer Prothese kann auch durch gewichts- oder aktivitätsbedingte Überbelastung provoziert werden. Wie häufig dies der Fall sei, könne derzeit aufgrund fehlender Daten nicht abschließend beurteilt werden. Genauere Daten dazu soll das 2011 initiierte Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) liefern. Es soll helfen, die Zahl der Wechseleingriffe zu reduzieren und einen langfristigen Behandlungserfolg zu sichern.

Zahlen und Fakten aus dem "Weißbuch Gelenkersatz"

Zahlen zum Hüft- und Kniegelenkersatz (Endoprothetik)

  • 2014 haben in Deutschland rund 370.000 Menschen ein neues Hüft- (219.000) oder Kniegelenk (149.000) erhalten.
  • Proportional zur demografischen Entwicklung haben in den letzten zehn Jahren die Eingriffszahlen insgesamt um nur 1,4 Prozent (Hüft-OPs) bzw. 1,7 Prozent (Knie-OPs) zugenommen.
  • 40 Prozent der Patienten sind bei den Ersteingriffen im Alter zwischen 70 und 79 Jahren. Dies ist damit die größte Patientengruppe.
  • 60 Prozent der Ersteingriffe bei Hüfte und Knie betreffen Frauen.
  • 2014 wurden rund 27.000 Wechseleingriffe an der Hüfte und 21.000 am Knie durchgeführt. Diese Wechseleingriffe betreffen nicht fehlerhafte Operationen desselben Jahres, sondern beziehen sich auf die kumulierten Operationen der letzten Jahre und Jahrzehnte.

Fakten zum Gelenkersatz

  • Die Gelenkersatzoperation ist einer der erfolgreichsten chirurgischen Eingriffe der letzten Jahrzehnte. Sie ermöglicht Patienten wieder Mobilität und weitgehende Schmerzfreiheit.
  • Die Qualitätskennzahlen zeigen: Gelenkersatz-Patienten sind in Deutschland sehr gut versorgt
  • Die Entwicklung der Eingriffszahlen und der Indikationsstellung zeigt, dass in Deutschland keineswegs zu viel operiert wird.
  • Die Lebensdauer (Standzeit) einer Endoprothese hängt von vielen Faktoren ab: etwa vom Krankheitsbild, Begleiterkrankungen, vom Verlauf der Operation, aber auch von der Beanspruchung.
  • Die Anforderungen an den künstlichen Gelenkersatz werden – unter anderem bedingt durch die demografischen Veränderungen – steigen. Immer mehr Menschen werden nicht nur immer länger, sondern auch immer aktiver mit einem Gelenkersatz leben.

Zum Weißbuch

Das "Weißbuch Gelenkersatz", das vom IGES-Institut im Auftrag des BVMed verfasst wurde, fasst erstmals alle wissenschaftlichen Daten zum Hüft- und Kniegelenkersatz in Deutschland zusammen und liefert begleitende Experteneinschätzungen.

Download-Link: www.bvmed.de/weissbuch-gelenkersatz

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