- Nosokomiale Infektionen BVMed-Gesprächskreis Gesundheit mit MdB Erich Irlstorfer zu Hygiene-Themen: „Wir müssen mehr in Infektionsschutz investieren!“
Die Corona-Pandemie hat nach Ansicht des CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer gezeigt, wie wichtig und notwendig die Themen Hygiene und Infektionsprävention sind. „Patient:innen und Beschäftigte haben ein Recht auf Schutz vor lebensgefährlichen Infektionen! Deshalb brauchen wir flächendeckend hohe Hygienestandards, die dann auch eingehalten werden. Hygiene ist Teil einer guten Behandlung“, sagte Irlstorfer auf dem digitalen Gesprächskreis Gesundheit des Bundesverbandes Medizintechnologie, BVMed, am 4. August 2021. Er ist Mitglied im Gesundheitsausschuss und pflegepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
PressemeldungBerlin, 05.08.2021, 65/21
Unabhängig von der aktuellen Pandemie sterben in Deutschland jedes Jahr rund 20.000 Menschen an nosokomialen, also behandlungsassoziierten, Infektionen. Ein Drittel der Infektionen gilt als vermeidbar – vor allem durch konsequentes und besseres Einhalten von Hygienemaßnahmen.
Wenn der Corona-Pandemie etwas Positives abgewonnen werden kann, dann ist das nach Ansicht von MdB Erich Irlstorfer, dass die Themen Gesundheit, Hygiene und Pflege an Bedeutung gewonnen haben. „Diese Chance müssen wir in der Gesundheitspolitik in der nächsten Legislaturperiode nutzen. Schutzmaßnahmen und Infektionsvermeidung spielen nun eine größere Rolle. Das Bewusstsein und die Bereitschaft dafür sind gestiegen. Hygienemaßnahmen sind Alltag geworden. Es ist nun die Aufgabe der neuen Bundesregierung, Hygiene und Infektionsschutz in dauerhafte Maßnahmen und Regelungen umzusetzen: in medizinischen Einrichtungen im ambulanten wie im stationären Sektor“, so der CSU-Abgeordnete.
Hygienemaßnahmen seien dabei keine Bürde, „sondern eine Investition in unseren Schutz. Wir müssen in die Menschen investieren. Das bedeutet auch, dass wir unser medizinisches Personal durch Weiterbildung auf einem guten Standard halten. Wir müssen mehr in Infektionsschutz investieren“, so Irlstorfers Forderung auf dem BVMed-Event mit über 100 Teilnehmenden von Medizinprodukte-Unternehmen, aber auch Hygiene-Praktiker:innen aus Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen. Der CSU-Abgeordnete hatte sich selbst mit Covid-19 infiziert. Er setzt sich nun dafür ein, die notwendigen Investitionen in Hygiene und Infektionsschutz klar zu regeln „und auch mit einem Preisschild zu versehen“. Eine vollständige Finanzierung über den Bund werde aber nicht möglich sein. „Das muss im Zusammenspiel mit den Ländern, den Kommunen und den Einrichtungen gemeistert werden“, so MdB Irlstorfer. Besonders wichtig ist ihm zudem das Thema Infektionsprävention durch geeignete Hygienemaßnahmen. „Hier brauchen wir auch Mut zu Innovationen. Wir müssen das Thema bereits in den Schulen etablieren.“
Dr. Nicole Steinhorst vom BVMed-Fachbereich „Nosokomiale Infektionen“ (FBNI) forderte, Hygiene- und Infektionsschutz-Maßnahmen auch adäquat umzusetzen und zu finanzieren. Der BVMed hat hierzu ein Positionspapier zur „Finanzierung und Erstattung von Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen im ambulanten und stationären Sektor sowie in der Pflege“ (www.bvmed.de/erstattung-hygieneExterner Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.) mit einem konkreten Maßnahmenkatalog veröffentlicht. Denn: „Eine nosokomiale Infektion verursacht zusätzliche Kosten in Höhe von 5.000–20.000 Euro pro Infektion. Infektionsschutzmaßnamen sind also eine gute Investition und lohnen sich volkswirtschaftlich allemal.“ Zudem bedeuten solche Infektionen für die Betroffenen und ihre Angehörigen persönliches Leid und gehen oft mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen und möglicherweise dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben einher.
Die Expert:innen bemängeln, dass die im Rahmen von ambulanten Behandlungen anfallenden Hygienekosten zur Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes in Arztpraxen bisher nicht in vollem Umfang Bestandteil der ärztlichen Vergütung nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) sind. Im klinischen Bereich werden die tatsächlichen Kosten über die DRG-Fallpauschalen nicht adäquat abgebildet. Und auch im ambulanten Pflegebereich sowie in Pflegeheimen werden diese elementaren Maßnahmen aus dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht entsprechend vergütet.
Um auch über die aktuelle Coronavirus-Pandemie hinaus in die konsequente Umsetzung der Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen zu investieren, schlägt der BVMed unter anderem folgende Maßnahmen vor:
- Im ambulanten Bereich spricht sich der BVMed für eine gestaffelte Sachkostenpauschale für Infektionsschutz abhängig vom jeweiligen Aufwand aus, um Hygienemaßnahmen separat und adäquat zu vergüten.
- Im stationären Bereich sollten Anreize für angemessene Investitionen in Hygiene gesetzt werden. Dafür schlägt der BVMed eine Verpflichtung der Kliniken vor, den Umfang an Infektionsschutzmaßnahmen sowie deren Nutzen in einem jährlichen Bericht zum Hygienemanagement zu veröffentlichen. Nosokomiale Infektionen müssten dabei verpflichtend fachabteilungs- und auch klinikübergreifend ausgewiesen werden, um Optimierungsmöglichkeiten von Infektionsschutzmaßnahmen aufzuzeigen.
- Für den Bereich der ambulanten Pflege und Pflegeheime schlägt der BVMed vor, die Kosten für Hygienemaßnahmen aus dem Pflegesatz auszugliedern, „um sie im Sinne eines umfassenden Patienten- und Arbeitsschutzes vollumfänglich zu erstatten“. Außerdem spricht sich der BVMed für eine dauerhafte Erhöhung der Pauschale für Pflegehilfsmittel aus.
MdB Erich Irlstorfer kommentierte, dass er mit den Vorschlägen aus dem BVMed-Positionspapier „im Großen und Ganzen mitgehen“ kann.
„Patient:innen und Mitarbeiter:innen in medizinischen Einrichtungen haben ein Recht, vor gefährlichen und im Zweifel lebensbedrohlichen Infektionen geschützt zu werden“, so der Schlussappell der BVMed-Expert:innen.
Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband rund 230 Hersteller und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 235.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 34 Milliarden Euro, die Exportquote bei 66 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMUs. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Industrie und vor allem des MedTech-Mittelstandes.