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 - Forschung-Entwicklung Sofia Binias: Visionär forschen und führen

Mitten in Berlin erforschen und entwickeln Spezialist:innen, was für Tausende von Menschen Lebensqualität und Lebenserhalt bedeutet: Herzschrittmacher und Defibrillatoren. Eine von ihnen ist Sofia Binias: Für sie steht nicht nur der technologische Fortschritt, sondern auch die Entwicklung ihres Teams im Fokus.

ArtikelBerlin, 06.05.2023

Wer eine Führung durch das Berliner BIOTRONIK-Werk macht, merkt schnell, mit wie viel Herzblut Menschen hier täglich daran arbeiten, dass Herzen weiter schlagen können. „Bei uns wird jedes einzelne Produkt auf Herz und Nieren geprüft, bevor es die Produktion verlässt. Schließlich geht es um Menschenleben“, betont Sofia Binias. Die Diplom-Physikerin arbeitet seit 15 Jahren bei BIOTRONIK, einem der führenden Hersteller kardiologischer Medizintechnik.

„Schon am Ende meines Studiums war mir klar, dass ich in einer Industrie arbeiten möchte, die Produkte herstellt, die einen Sinn haben.“ Nach dem Vorstellungsgespräch bei BIOTRONIK, das auch einen Einblick in die Produktion beinhaltete, war Binias sofort fasziniert und ist seitdem Teil des Unternehmens. „Bis heute bin ich begeistert, dass wir hier in Berlin so komplexe elektronische Geräte wie Herzschrittmacher herstellen. Die Produktion am Standort Deutschland und das Gütesiegel ‚Made in Germany‘ wirken sich auf die Qualität der Produkte aus – es gelten die strengen deutschen Anforderungen.“

Als Teamleiterin in der Qualitätssicherung gestaltet sie die Qualitätskontrolle für Herzschrittmacher und implantierbare Defibrillatoren aktiv mit – und hat dabei deutliche Spuren hinterlassen. „Die Anlage zur Prüfung der Bohrungsgrößen habe ich entwickelt“, erzählt sie stolz, als die Prüfanlage in einem Erklärvideo, das die Produktionsabläufe veranschaulicht, erscheint. Derzeit forscht Binias mit ihrem Team an neuen Technologien, mit denen die Implantate der Zukunft gefertigt werden sollen.

Höchste Qualitätsansprüche für mehr Patient:innensicherheit

Binias begleitet den Rundgang durch das Werk, und schnell zeigt sich: Neugier und der Mut, Neues zu erschaffen, treiben die Ingenieurin an. Dabei steht bei ihr immer der Mensch im Mittelpunkt. Vor BIOTRONIK arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. „In der Wissenschaft geht es vor allem um Grundlagenforschung. Als mir klar wurde, dass ich die Anwendung im Markt nicht mitbegleiten konnte, wollte ich in die Wirtschaft wechseln. Bei BIOTRONIK forsche ich jetzt an Innovationen, die bereits im nächsten Produkt eingesetzt werden sollen – das ist viel greifbarer für mich“, sagt Binias und ergänzt: „In unserem Team sind wir ständig auf der Suche nach neuen Technologien, die es uns ermöglichen, Medizinprodukte möglichst vielen Patientinnen und Patienten zugänglich zu machen – unser Leitgedanke dazu ist ‚One second – one life‘, das heißt, jede Sekunde ein Menschenleben zu retten oder zu verbessern.“

Bezogen auf Herzschrittmacher und Defibrillatoren heißt das: noch kleinere und intelligentere Geräte zu entwickeln, die eine längere Lebensdauer haben und Gesundheitsdaten noch besser auswerten können – zum Wohl der Patient:innen.

Obwohl Herz-Kreislauf-Erkrankungen seit Jahren die häufigste Todesursache in Deutschland sind, hat sich die Zahl der Hersteller:innen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren über die Jahrzehnte kontinuierlich verringert. Hohe Entwicklungskosten, die schwierige Beschaffung von Energiequellen, die teuren und hohen Zulassungshürden und vor allem die hohen Qualitätsansprüche können neben BIOTRONIK nur wenige Hersteller:innen meistern. „Für uns hat Qualität immer oberste Priorität“, betont Binias. Forschung, Entwicklung und Herstellung erfolgen bei BIOTRONIK daher neben Deutschland ausschließlich in technologisch hoch entwickelten Ländern wie der Schweiz, den USA und in Singapur.

Von der innovativen Idee bis zum marktfähigen Medizinprodukt

Im Laserlabor übergibt Sofia Binias das Wort an ihren Kollegen Alexander Binder: „Hier im Labor prüfen wir, ob es möglich ist, noch kleinere, flachere oder leichtere Komponenten für unsere Produkte zu verwenden“, erklärt der promovierte Ingenieur. Unter seiner Leitung werden Ideen im Labor bis zur Prozessreife durchdacht und technische Möglichkeiten bis in den Extremfall durchexerziert. Auch dabei spielt Sicherheit die wichtigste Rolle. „In der Medizintechnik dürfen wir uns keine Fehler leisten, schließlich geht es um die Sicherheit von Patientinnen und Patienten“, betont Binder. „Wir fragen uns bei jeder Produktidee: Möchte ich das selbst in mir haben? Würde ich meinem Kind dieses Gerät implantieren?“

Talente sichern und Zukunft gestalten

Der Werksführung schließt sich Tabea Fünning an. Sie schreibt gerade ihre Masterarbeit mit Schwerpunkt Photonik bei BIOTRONIK. Sofia Binias ist schon jetzt beeindruckt von der jungen Wissenschaftlerin: „Sie wird auf der Karriereleiter noch an mir vorbeiziehen.“ Erneut zeigt sich: Als Abteilungsleiterin prägt Binias nicht nur ihre Teammitglieder mit ihrem Forschergeist. Mit ihrem Blick für Talente gibt sie jungen Wissenschaftler:innen auch regelmäßig die Chance, eigene Forschungsideen zu verfolgen und sich in einem Wissenschaftsgebiet zu etablieren. Dabei vertraut sie auf die Fähigkeiten jeder und jedes Einzelnen: „Ich lasse auch gerne Werkstudent:innen und Praktikant:innen mit an neuen Ideen tüfteln. Dabei entstehen oft großartige Lösungsansätze. Ohne Teamarbeit kommt man in der Forschung nicht weiter.“

Die konsequente Talentförderung soll mit dazu beitragen, hoch qualifizierte Fachkräfte in Deutschland zu halten. Binias selbst kam 1986 als Flüchtlingskind aus Sri Lanka in die Bundesrepublik. „Ich bin unheimlich dankbar, dass ich hier ausgebildet und immer unterstützt worden bin. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben.“ Ihr Ziel: Deutschland wieder zu einem attraktiven Technologiestandort zu machen und das Qualitätssiegel „Made in Germany“ neu zu etablieren. „Krisen wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben gezeigt, wie schnell globale Lieferketten abbrechen und Produkte in Europa knapp werden können. Deshalb müssen wir die Forschung und Produktion in Deutschland stärken und wertvolles Know-how sichern, um nicht von anderen abhängig zu sein. Nur, wenn wir Talente für uns gewinnen, können wir die Ideen von morgen verwirklichen – und das Unmögliche möglich machen.“

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