Cookie-Einstellungen

Zur fortlaufenden Verbesserung unserer Angebote nutzen wir den Webanalysedienst matomo.

Dazu werden Cookies auf Ihrem Endgerät gespeichert, was uns eine Analyse der Benutzung unserer Webseite durch Sie ermöglicht. Die so erhobenen Informationen werden pseudonymisiert, ausschließlich auf unserem Server gespeichert und nicht mit anderen von uns erhobenen Daten zusammengeführt - so kann eine direkte Personenbeziehbarkeit ausgeschlossen werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über einen Klick auf "Cookies" im Seitenfuß widerrufen.

Weitere Informationen dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

 - MDR AWMF: Gut gemeinte EU-Regelungen behindern Patientenversorgung und medizinische Innovation

ArtikelBerlin, 07.11.2023

Unverzichtbare Nischenprodukte, wie sie beispielsweise in der Kinderkardiologie zum Einsatz kommen, könnten infolge der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR) vom Markt verschwinden, und die medizinische Innovation im Bereich von Labordiagnostik und medizinischen Interventionen könnte aus denselben Gründen ausgebremst werden. Davor warnt die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Da es bei chirurgischen Nischenprodukten häufig keine vergleichbaren Ersatzprodukte gibt, wirkt sich dies unmittelbar negativ auf die Versorgung der Patientinnen und Patienten aus. Die AWMF fordert daher die Koordination durch die Task-Force „Orphan Devices“ auf europäischer Ebene. Um die Innovationsfähigkeit bei der Entwicklung neuer Medizinprodukte zu erhalten, müssten Hürden bei der Verfügbarkeit bereits existierender Daten verringert und die Nutzung von Registerdaten der Fachgesellschaften ermöglicht werden.

Seit Mai 2021 gilt die europäische Medizinprodukteverordnung, die Medical Device Regulation (MDR), welche die Marktzulassung von Medizinprodukten, etwa für chirurgische Instrumente, Implantate, Verbandsstoffe oder Röntgengeräte regelt. „Als AWMF unterstützen wir das Ziel der MDR, die Patientensicherheit durch einheitliche europäische Standards zu erhöhen. Zugleich ist es jedoch wichtig, dass die neuen Regelungen nicht zu Engpässen in der aktuellen Versorgung führen und dass die Innovationsfähigkeit der Medizin nicht verschlechtert wird“, betont Professor Dr. med. Dr. med. dent. Henning Schliephake, stellvertretender Präsident der AWMF.

Das gelte zum Beispiel für Nischenprodukte, die nur in geringer Stückzahl benötigt werden und deren Re-Zertifizierung so aufwendig ist, dass Hersteller sie vom Markt nehmen, erläutert Professor Dr. med. Ernst Klar, Vorsitzender der Ad-hoc-Kommission „Bewertung von Medizinprodukten“ der AWMF. So könnte beispielsweise eine speziell für Kinder entwickelte Biopsie-Zange vom Markt verschwinden, die nach einer Herztransplantation eine schonende Entnahme von Gewebeproben aus dem Herzen zum Nachweis einer Abstoßungsreaktion ermöglicht. „Andere Biopsie-Zangen sind größer und setzen einen erweiterten Gewebedefekt, was zu einer größeren Verletzungsgefahr und damit einer schlechteren Versorgung führen würde“, betont der Experte. Gibt es diese Zange nicht mehr, verschlechtere sich die Versorgung dieser Patienten. Um das zu vermeiden, unterstützt die AWMF auf europäischer Ebene die neue Task-Force „Orphan Devices“. Sie soll für Nischenprodukte, die aufgrund geringer Behandlungsfälle selbst keine klinischen Daten generieren können, entsprechende Leitfäden mit praktikablen Zulassungsanforderungen entwickeln.

„Die Politik muss darauf achten, dass die Umsetzung der MDR nicht zu einem Rückgang an Innovationen bei Medizinprodukten führt. Denn auch für die wissenschaftlichen Studien, die für die Zulassung neu entwickelter Produkte notwendig sind, werden in der MDR sehr hohe Anforderungen gestellt, die personell und strukturell aufwendig sind und gegenfinanziert werden müssen“, so Klar. „Die AWMF fordert entsprechende Unterstützung durch eine niederschwellig verfügbare Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung, um vor allem in den forschenden wissenschaftlichen Institutionen und den Transferbereichen die höheren materiellen und personellen Aufwände sicherstellen zu können“, betont der stellvertretende Präsident der AWMF, Professor Schliephake. Wesentliche Unterstützung kann aber auch durch klinische Daten aus den Registern der Fachgesellschaften erfolgen, die in Koordination durch die AWMF für die Neuzulassung und Re-Zertifizierung von Medizinprodukten besser nutzbar gemacht werden müssen.

Verbot von PFAS darf nicht zu schlechterer Patientenversorgung führen

Engpässe in der Versorgung drohen auch durch das geplante Verbot von Industriechemikalien wie Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS), die beispielsweise Teil chirurgischer Instrumente sind sowie in Herzschrittmachern oder Narkosegeräten vorkommen. Auch wenn die AWMF grundsätzlich ein Verbot der umweltbelastenden Stoffe unterstützt, weist sie daraufhin, dass bis zum Entwickeln von Ersatzsubstanzen die medizinische Versorgung auf dem aktuellen Niveau gesichert bleiben muss. Denn bisher gibt es für PFAS keine Ersatzstoffe, die genauso langlebig und gut verträglich sind. „Wir befürchten, dass die Übergangsfristen zu kurz sind, um gleichwertige Ersatzstoffe zu entwickeln“, so der Experte. Um die Patientenversorgung dennoch aufrechtzuerhalten, fordert die AWMF, die PFAS-Untergruppen risikoadaptiert einzustufen und je nach Risiko einen weiteren Einsatz zu ermöglichen, bis Ersatzstoffe verfügbar sind. Darüber hinaus brauche es eine entsprechende Forschung und Entwicklung von unbedenklichen Ersatzstoffen sowie eine effiziente Kontrolle des Produktionsprozesses und der Entsorgung von PFAS durch die Hersteller, um die Umweltbelastungen zumindest zu senken.

Quelle: AWMF-Pressemeldung November 2023Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Datennutzung
    Exklusive BVMed-Digital-Webinare 2025

    Der BVMed bietet seinen Mitgliedern in der ersten Jahreshälfte 2025 neun kostenfreie Webinare zu den wichtigsten Digitalisierungs- und Datennutzungs-Themen an. Die Webinare finden immer Freitags von 9 bis 10 Uhr statt. Diese Webinar-Reihe ist exklusiv für BVMed-Mitglieder und soll alle Interessierten zu digitalen Themen einfach und niederschwellig abholen.

    Artikel19.12.2024

    Mehr lesen
  • eStandards
    BVMed informiert über neue E-Rechnungs-Pflicht: „Potential für Prozessautomatisierung und Kosteneinsparungen“

    Elektronische Rechnungen (E-Rechnungen) bieten ein großes Potential für Prozessautomatisierung und Kosteneinsparungen. In einem aktualisierten Branchenpapier zu E-Rechnungen informiert der BVMed über die gesetzlichen Vorgaben zur Umsetzung der E-Rechnungspflicht, die Format-Vorgaben für E-Rechnungen sowie die möglichen Übertragungswege für CEN-konforme Rechnungen.

    Pressemeldung18.12.2024

    Mehr lesen
  • Europapolitik
    MdEP Oliver Schenk beim BVMed: „Innovationsfähigkeit Europas stärken“

    „Wir müssen uns in Europa und Deutschland offener gegenüber Innovationen zeigen und die Chancen, die sie in der medizinischen Versorgung bieten, besser nutzen.“ Das sagte der Europaabgeordnete Oliver Schenk (CDU) beim Online-Format „Aktuelle Stunde aus Brüssel“ des BVMed.

    Pressemeldung18.12.2024

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Onlineseminar
    Digital-Webinar | Einführung | Vision MedTech digital 2035

    Ob Nutzung von Gesundheitsdaten, Umgang mit IT-Sicherheit oder Entwichkung von digitalen Medizinprodukten: In den vergangenen zwei Jahren sind sowohl auf der nationalen als auch europäischen Ebene eine Vielzahl an Gesetzen in Kraft getreten, die die Themenfelder Digitalisierung und Datennutzung maßgeblich betreffen. Die Komplexitität nimmt dabei stetig zu und greift auch in bestehende Regulatorik, wie die Medicial Device Regulation (MDR), ein.

    Seminardigital
    17.01.2025 09:00 - 10:00 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: Einführung | Vision MedTech digital 2035
  • Onlineseminar
    Digital-Webinar | NIS2-Richtlinie

    Ob Nutzung von Gesundheitsdaten, Umgang mit IT-Sicherheit oder Entwichkung von digitalen Medizinprodukten: In den vergangenen zwei Jahren sind sowohl auf der nationalen als auch europäischen Ebene eine Vielzahl an Gesetzen in Kraft getreten, die die Themenfelder Digitalisierung und Datennutzung maßgeblich betreffen. Die Komplexitität nimmt dabei stetig zu und greift auch in bestehende Regulatorik, wie die Medicial Device Regulation (MDR), ein.

    Seminardigital
    24.01.2025 09:00 - 10:00 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: NIS2-Richtlinie
  • Onlineseminar
    Webinar | Medizintechnik-Fertigung | Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern

    Die Digitalisierung der Fertigung stellt insbesondere in der Medizintechnik- und Life-Sciences-Branche eine große Heraus-forderung dar. Trotz klarer Vorteile wie effizienteren Prozessen und der Aussicht auf bessere Produktqualität und Erfüllung regulatorischer Anforderungen, sehen sich viele Unternehmen mit komplexen Fragen konfrontiert: Wie gelingt der Einstieg? Welche Technologien sind relevant? Wie können gesetzliche Vorgaben effektiv umgesetzt werden? Und wie lassen sich typische Fallstricke vermeiden?

    Seminardigital
    31.01.2025 09:00 - 11:00 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: Medizintechnik-Fertigung Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen