- DGOU informiert Blutvergiftung (Sepsis): Das muss man über diese Diagnose wissen

Eine Sepsis ist häufig lebensbedrohlich. Wissenswertes über die Diagnose Sepsis erläutert Experte Prof. Dr. Andreas Seekamp, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und Direktor der gemeinsamen Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel.

ArtikelBerlin, 16.04.2024

Sepsis, verursacht durch Bakterien im Blut, ist häufig lebensbedrohlich© AdobeStock @Dr_Microbe Sepsis, verursacht durch Bakterien im Blut, ist häufig lebensbedrohlich Warum ist eine Sepsis lebensgefährlich?

Eine Sepsis ist lebensgefährlich, wenn durch die Einschwemmung von Bakterien in die Blutbahn und die Organe das Immunsystem des Körpers überfordert ist und mehrere Organsysteme durch den Keimbefall und die daraus entstehenden Entzündungsreaktionen versagen. Menschen versterben in der Sepsis an einem gleichzeitigen Versagen mehrerer Organe, selbst die Intensivmedizin mag schwere Verläufe dann nicht mehr aufhalten. Ein solcher schwerer Verlauf kann sich innerhalb von wenigen Stunden entwickeln und mit dem Tod enden.

Wie kann eine Sepsis bei einer Bagatellverletzung entstehen?

Die Verschleppung von Keimen in die Blutbahn kann durch sehr kleine Wunden, Bagatellverletzungen, entstehen. Auch kleine Bissverletzungen oder Kratzspuren können die Ursache sein. Jeder noch so kleinen Bagatellverletzung muss man daher seine Aufmerksamkeit schenken, jede Wunde muss gesäubert werden, wobei schon reines Wasser dafür ausreicht. Verhindert werden muss in jedem Fall die gleichzeitige Infektion der Wunde. Ist eine Wunde infiziert und zeigt nach zwei Tagen keine Heilungstendenz, haben sich bereits Keime in der Wunde festgesetzt, zu diesem Zeitpunkt ist notfallmäßig medizinische Behandlung aufzusuchen. Häufig wird dann eine chirurgische Intervention erforderlich, um das infizierte Gewebe zu entfernen und die Wunde wieder in einen reinen Zustand zu versetzen. Es folgt in der Regel eine offene Wundbehandlung mit regelmäßiger Spülung der Wunde.

Welche Anzeichen sprechen für eine Sepsis?

Der Beginn einer Sepsis ist schwierig zu erkennen und wird häufig verkannt. Klinische Symptome sind ein schneller Puls, gegebenenfalls niedriger Blutdruck, erhöhte Atemfrequenz und eine zunehmende Bewusstseinsstörung, beginnend mit Müdigkeit, sowie das Gefühl der Abgeschlagenheit und ein vermehrtes Durstgefühl. Fieber tritt häufig erst später auf, in jedem Fall spricht eine normale Körpertemperatur nicht gegen eine Sepsis.

Was muss bei Verdacht auf Sepsis sofort gemacht werden?

Es muss möglichst rasch eine medizinische Behandlung erfolgen, am besten Vorstellung in der Notaufnahme einer Klinik und zwar schon wenn nur zwei der oben genannten Symptome wahrgenommen werden und eine Bagatellverletzung vorliegt oder wenige Tage zuvor erinnerlich ist.

Welche Rolle spielt die Tetanus-Impfung?

Die Tetanus-Schutzimpfung ist ganz wichtig und muss im Zuge einer Bagatellverletzung in jedem Fall überprüft werden. Bei Unsicherheiten über den bestehenden Impfschutz muss der Impfschutz großzügig erneuert werden. Die Impfung hilft aber nur gegen den auslösenden Keim des Wundstarrkrampfes, eine Sepsis mit anderen Keimen lässt sich durch die Tetanus-Schutzimpfung nicht verhindern.

Wie kann man sich vor einer Sepsis schützen?

Der beste Schutz gegen eine Sepsis ist der aufmerksame Umgang mit jeglichen Bagatellverletzungen, dazu zählen im Übrigen auch Sonnenbrandverletzungen mit Blasenbildung. Das Grundprinzip ist eine primäre Säuberung, klares Wasser ist ausreichend, und eine saubere mechanische Abdeckung bis die Wundflächen trocken sind und sich eine Wundheilung einstellt. Frühe alarmierende Zeichen sind eine Rötung, Überwärmung und zunehmende Schwellung um die Wunde herum. Schon dann sollte man medizinische Hilfe aufsuchen. Ein "ist doch nicht so schlimm" ist in dieser Situation nicht mehr angebracht.

Was gibt es nach einer frisch überstandenen Sepsis zu beachten?

Man sollte sich weiterhin schonen und körperlich nicht anstrengen, also keinen Sport, keine Flugreisen, sondern nur tägliche Verrichtungen durchführen: Haushalt führen, einkaufen gehen und gegebenenfalls auch wieder zur Arbeit gehen, wenn es sich nicht um körperliche Tätigkeiten handelt. Das Immunsystem ist noch geschwächt, der Körper kann keinen zusätzlichen Stress vertragen.

Ist man dann wieder vollständig gesund oder gibt es die Gefahr eines Rückfalls?

Als vollständig gesund kann man sich erst nach etwa vier bis sechs Wochen betrachten, ältere Menschen, etwa jenseits des 70sten Lebensjahres können auch Monate benötigen. Bei körperlicher Überanstrengung gibt es durchaus die Möglichkeit eines Rückfalls, vornehmlich dann, wenn das Immunsystem noch geschwächt ist. In jedem Fall muss die Ursache der Sepsis vollständig ausgeheilt sein, damit es nicht zu einer erneuten Keimverschleppung kommt. Die nicht ausreichend therapierte und ausgeheilte Ursache stellt die wesentliche Gefahr für einen Rückfall dar.

Was sollte man besonders beachten?

Neben körperlicher Schonung sind regelmäßige Blutuntersuchungen und Kontrollen der ausgeheilten Ursache als Verlaufsbeobachtung wichtig. In den Blutkontrollen sind die Entzündungsparameter zu kontrollieren und es ist die gegebenenfalls anhaltende Zirkulation von Keimen im Blut auszuschließen. Zudem müssen gleichzeitige Beeinträchtigungen von Organen, wie beispielsweise Herz und Nieren, ausgeschlossen werden. Eine Sepsis kann über die Blutzirkulation von Bakterien zu Herzklappenfehlern und Nierenschäden führen.

Quelle: DGOU-Pressemeldung vom 16. April 2024Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Infektionsschutz
    Infektionsprävention vermeidet Folgekosten für das Gesundheitssystem

    In Deutschland kommt es jährlich zu rund 600.000 nosokomialen Infektionen - und davon bis zu 20.000 Todesfällen. Bis zu einem Drittel gelten als vermeidbar. Die Umsetzung von notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen kann dazu beitragen, zusätzliche Belastung für das Gesundheitssystem und die Volkswirtschaft durch vermeidbare Infektionen zu reduzieren.

    Artikel10.03.2025

    Mehr lesen
  • Nosokomiale Infektionen
    BVMed unterstützt Stellungnahme der Fachgesellschaften zu Infektionsprävention: „Hygienemaßnahmen müssen intensiviert werden“

    In einer gemeinsamen Stellungnahme fordern die DGKH, DGHM, GHUP und PEG eine „Verankerung der praktischen Umsetzung“ von Hygiene für eine effektive Infektionsprävention. Der BVMed unterstützt die Stellungnahme der vier Fachgesellschaften und hebt hervor, dass die Stärkung der Infektionsprävention eine wichtige Aufgabe für die kommende Bundesregierung sei. „Nur durch gemeinsame Bemühungen können die anhaltende Anzahl von rund 600.000 nosokomialen Infektionen und die jährliche Sterberate von bis zu 20.000 Patient:innen in Deutschland gesenkt werden“, erklärt BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Dafür ist aus Sicht des MedTech-Verbands ein Strategieplan für einen effektiven Infektionsschutz in medizinischen Einrichtungen sowie eine bessere Wissensvermittlung zur regelmäßigen Anwendung von Hygieneprodukten und Schutzausrüstung notwendig.

    Pressemeldung05.02.2025

    Mehr lesen
  • Hygiene
    BVMed-Hygieneforum 2024: „Hygiene bei der Krankenhausreform stärker einbeziehen“

    „Die Stärkung des Infektionsschutzes ist eine wichtige Aufgabe. Die Prävention muss dabei an erster Stelle stehen“, sagte Dr. Ute Teichert vom Bundesgesundheitsministerium auf dem Hygieneforum des BVMed. Prof. Dr. Nils-Olaf Hübner vom Uniklinikum Greifswald forderte, Hygiene und Infektionsprävention bei der Ausgestaltung der Krankenhausreform zu berücksichtigen.

    Pressemeldung16.12.2024

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Onlineseminar
    Digital-Webinar | Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG)

    Ob Nutzung von Gesundheitsdaten, Umgang mit IT-Sicherheit oder Entwichkung von digitalen Medizinprodukten: In den vergangenen zwei Jahren sind sowohl auf der nationalen als auch europäischen Ebene eine Vielzahl an Gesetzen in Kraft getreten, die die Themenfelder Digitalisierung und Datennutzung maßgeblich betreffen. Die Komplexitität nimmt dabei stetig zu und greift auch in bestehende Regulatorik, wie die Medicial Device Regulation (MDR), ein.

    SeminarDigital
    25.04.2025 09:00 - 10:00 Uhr
    Veranstalter: BVMed
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG)
  • Einführungsseminar
    Erfolgreiches Marketing von MedTech-Unternehmen

    Als Mitarbeiter:in im Marketing oder Produktmanagement haben Sie eine Schlüsselrolle für den Erfolg Ihres Unternehmens. Die richtige Strategie entwickeln, Produktvorteile erkennen und im Zusammenspiel mit Agenturen an Entscheidungsträger und Kundschaft kommunizieren – dies sind Fähigkeiten, die professionelle Produkt- oder Marketing-Manager:innen kontinuierlich ausbauen. Das Seminar...

    SeminarVor Ort
    Berlin, 05.06.2025 09:00 - 16:30 Uhr
    Veranstalter: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Kommunikation

    Zur Veranstaltung: Erfolgreich im Marketing von MedTech-Unternehmen
  • Online-Seminar
    MDR Online-Seminar | Forschungs- und Entwicklungszulage

    SeminarDigital
    05.06.2025 10:00 - 11:15 Uhr
    Veranstalter: BVMed
    Schwerpunkt: Regulatorisches

    Zur Veranstaltung: Forschungs- und Entwicklungszulage

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen