- Bluthochdruck Renale Denervation bei resistenter Hypertonie effektiv
Die renale Denervation ist eine wirksame und verträgliche Option für Betroffene mit einem unkontrollierten Bluthochdruck. Das legte der Leitende Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg, Felix Mahfoud, auf einer Pressekonferenz dar, die während des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) stattfand und über die das Deutsche Ärzteblatt Online berichtet.
ArtikelMannheim, 17.04.2024
Im vergangenen Jahr hat die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA (Food and Drug Administration) zwei Systeme, ein Radiofrequenz- und ein Ultraschallsystem, für die renale Denervation bei therapieresistenter Hypertonie zugelassen, berichtete Mahfoud. Beide seien in mehreren Studien gegen Placeboeingriffe überprüft worden. Die Populationen in den Studien setzten sich aus Betroffenen mit milder bis moderater Hypertonie zusammen, die entweder keine oder 1–3 blutdrucksenkende Medikamente einnahmen.
In den Untersuchungen konnte für die renale Denervation in der Regel gezeigt werden, „dass dieses Verfahren hinsichtlich der Effektivität auf den Endpunkt Blutdrucksenkung überlegen ist“, sagte Mahfoud. In Zeiträumen von 2–6 Monaten seien im Mittel der systolische 24-Stundenblutdruck um 5 mmHg und der Praxisblutdruck um 10 mmHg gesunken.
Dieser Effekt nehme über die Zeit zu. Nach 3 Jahren ließen sich zum Beispiel durchschnittliche Senkungen des systolischen Blutdrucks von etwa 19–20 mmHg in der 24-Stundenmessung nachweisen. Register- beziehungsweise Real-World-Daten bestätigen die Langzeitwirkung der renalen Denervation sowohl auf den Praxis- als auch den Langzeitblutdruck, so Mahfoud. Weitere Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen zeigten eine Wirksamkeit über einen Zeitraum von fast 10 Jahren.
„Es geht nicht darum, mit diesem Verfahren existierende Therapien zu ersetzen, sondern komplementär zu ergänzen“, betonte Mahfoud. So könne mit der renalen Denervation eine Verdreifachung der Kontrollrate auf einen systolischen Blutdruck < 140 mmHg erzielt werden, wobei die Zahl der gleichzeitig erhaltenen blutdrucksenden Medikamente relativ stabil bleibt, wie Registerdaten zeigten.
Hinsichtlich der Sicherheit der renalen Denervation konnten in den Studien mit mehr als 1.000 Patienten und Patientinnen keine erhöhten Risiken festgestellt werden, hob der Experte hervor. „Das Verfahren ist sehr sicher.“ Weltweit sterben Mahfoud zufolge 10 Millionen Menschen jährlich an den Folgen einer Hypertonie – eines behandelbaren Risikofaktors für vorzeitigen Tod. „Und wir wissen auch, dass wir gerade mal 50 % aller Patienten leitliniengerecht einstellen, weltweit.“
Im klinischen Alltag müsse zunächst eine echte therapieresistente Hypertonie festgestellt werden und Lebensstilmodifikationen noch einmal intensiviert werden, fasste Mahfoud zusammen. Häufig ließe sich so der Blutdruck nicht einstellen.
Gemeinsam mit den Betroffenen, die für eine renale Denervation infrage kommen, gelte es zu überlegen, ob die Pharmakotherapie intensiviert oder die Intervention durchgeführt wird. Beides seien keine gegensätzlichen, sondern komplementäre Therapien, um eine Blutdruckkontrolle erreichen zu können.
Aktuell müssen noch Kostenübernahmeanträge gestellt werden, wie Mahfoud ausführte, obwohl die Methode auch in der Nationalen Versorgungsleitlinie für ausgewählte Patienten empfohlen wird.
Quelle: Deutsches Ärzteblatt Online vom 8. April 2024Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.