- HerzCheck Lauterbach will regelmäßige Herzvorsorge als Kassenleistung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will die regelmäßige Herzvorsorge künftig zur Kassenleistung machen. Wie die Bild am Sonntag (BamS) berichtete, sehen dies die Eckpunkte des neuen „Herz-Gesetzes“ von Lauterbach vor, das noch vor der Sommerpause im Kabinett beraten werden und Anfang nächsten Jahres in Kraft treten soll. Der BVMed setzt sich seit längerem für einen "HerzCheck50" und eine verbesserte Früherkennung ein.
ArtikelBerlin, 17.04.2024
HerzCheck mit 25, 35 und 50 Jahren
Krankenkassen seien demnach künftig verpflichtet, all ihre Versicherten im Alter von 25, 35 und 50 Jahren auf ihr Herzinfarktrisiko hin untersuchen zu lassen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt Online.
„Wir wollen deutschlandweit bei Kindern und Jugendlichen, bei 25-Jährigen, bei 35-Jährigen und bei 50-Jährigen mit einem Gutscheinsystem alle auffordern, sich die Werte messen zu lassen: den Blutdruck, auch den Risikofaktor Zuckerkrankheit“, sagte Lauterbach der BamS.
Er wolle damit die in Deutschland im internationalen Vergleich sehr hohe Zahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich senken. Patienten sollen den Plänen zufolge so etwas wie einen Gutschein erhalten, der später über die elektronische Patientenakte abgewickelt werde. „Und mit diesem Gutschein können Sie sich dann die Blutwerte bestimmen lassen. Und wenn die Werte auffällig sind, dann können Sie über die Hausärzte die Behandlungen beginnen.“
Darüber hinaus sollten die Kosten für „Cholesterinsenker“, vor allem für „Statine“, viel umfangreicher von den Kassen übernommen werden. „Wir werden die Erstattungsfähigkeit der Medikamente deutlich ausdehnen, sodass hier keiner mit diesem Risikofaktor hoher Cholesterinwerte leben muss.“
Das Herzinfarktrisiko soll dem Bericht zufolge schon bei fünfjährigen Kindern im Zuge der U9-Untersuchung erfasst werden. „Bei Kindern, die eine familiäre Belastung haben, muss man schon im Kindesalter anfangen, bei Fünfjährigen idealerweise“, sagte Lauterbach. Wenn das bei Kindern mit einer familiären Stoffwechselstörung nicht gemacht werde seien die Gefäße typischerweise im Alter von 25 bis 30 Jahren so schlecht, wie wenn über 80-Jährige gesprochen werde, sagte der Bundesgesundheitsminister.
Mit mehr Vorsorge ließe sich die Zahl der Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich senken, sagte Lauterbach. Unter idealen Vorbeugebedingungen ließen sich fast 90 Prozent aller Herz-Kreislauf-Erkrankungen vermeiden. „Es gibt keine so tödliche Krankheit, wo so viel Tod unnötig ist. Und es ist traurig, dass wir in Deutschland so wenig erreicht haben.“
Quelle: Deutsches Ärzteblatt Online vom 15. April 2024Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.
BVMed für verbesserte Früherkennung
Der BVMed spricht seit längerem für eine eigenständige Herz-Kreislauf-Vorsorgeuntersuchung ab einem Alter von 50 Jahren aus. Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) sind in Deutschland und Europa die Todesursache Nummer eins. "Wir müssen die Prävention stärken und sollten dafür einen ‚Herz-Check 50‘ einführen", so die Forderung des BVMed,
Der deutsche MedTech-Verband unterstützt damit eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) auf die politische Agenda zu setzen. Die DGK forderte unter anderem die Aufnahme einer „Nationalen Strategie für eine leitlinien- und bedarfsgerechte Versorgung von Patient:innen mit HKE in Deutschland“. Neben einer besseren Ausschöpfung der vorhandenen modernen Behandlungsmethoden setzt sich der BVMed vor allem für eine verbesserte Früherkennung von HKE ein.
Hintergrund: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Risikofaktoren und die Folgen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) verursachen rund 40 Prozent aller Sterbefälle und sind damit die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Gegenwärtig leiden in Deutschland allein rund sechs Millionen Menschen an einer koronaren Herzkrankheit, die zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzinsuffizienz führen kann. Unter HKE fallen jedoch noch mehr Krankheiten. So gehören auch Bluthochdruck, Gefäßkrankheiten und Herzklappenerkrankungen dazu. Schließlich sind alle Altersgruppen und Bevölkerungsschichten von HKE betroffen, weshalb sich HKE nicht auf eine bestimmte Alterskohorte oder einen bestimmten Lebenswandel beschränken lassen. HKE sind eine Volkskrankheit mit vielen Gesichtern und Komorbiditäten wie Diabetes, Niereninsuffizienz oder Adipositas. Sie sind zudem eine häufige Ursache für körperliche Beeinträchtigungen und Pflegebedürftigkeit.
Neben genetisch bedingten Erkrankungen erhöhen Risikofaktoren wie Hypertonie, Niereninsuffizienz, Typ-2-Diabetes, Asthma/COPD und Adipositas die Gefahr von HKE. Aber nur etwa 50 Prozent aller Herzinfarkte lassen sich durch Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht erklären. Der demographische Wandel der Gesellschaft und eine steigende Lebenserwartung von HKE-Patient:innen verschärfen die Versorgungslage.