Cookie-Einstellungen

Zur fortlaufenden Verbesserung unserer Angebote nutzen wir den Webanalysedienst matomo.

Dazu werden Cookies auf Ihrem Endgerät gespeichert, was uns eine Analyse der Benutzung unserer Webseite durch Sie ermöglicht. Die so erhobenen Informationen werden pseudonymisiert, ausschließlich auf unserem Server gespeichert und nicht mit anderen von uns erhobenen Daten zusammengeführt - so kann eine direkte Personenbeziehbarkeit ausgeschlossen werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über einen Klick auf "Cookies" im Seitenfuß widerrufen.

Weitere Informationen dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

 - DKOU Experten warnen: Patientenversorgung in Orthopädie und Unfallchirurgie vor bedrohlicher Verschlechterung | EU-Medizinprodukteverordnung erschwert sinnvolle Implantatversorgung

ArtikelBerlin, 20.10.2022

© AdobeStock @Christian Schwier Experten der Fachgesellschaften und Berufsverbände der Orthopäden und Unfallchirurgen waren vor eine bedrohlichen Verschlechterung der Patientenversorgung. So erschwere beispielsweise die EU-Medizinprodukte-Verordnung eine sinnvolle Implantatversorgung. Da für die Hersteller der Aufwand der Re-Zertifizierung in keinem Verhältnis zum Verkaufserlös älterer Produkte steht, sind erste Produkte bereits nicht mehr verfügbar. „Schon bald können bewährte Endoprothesen, Nägel und Platten ganz vom Markt verschwinden“, warnt Prof. Dr. Dietmar Pennig, stellvertretender Generalsekretär der DGOU.

Im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), der vom 25. bis 28. Oktober in Berlin stattfindet, haben Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) sowie des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) vor einer Verschlechterung der künftigen Patientenversorgung gewarnt. Die Erfüllung des Versorgungsauftrags von Orthopäden und Unfallchirurgen erfolge aktuell unter immer schwierigeren Rahmenbedingungen. Millionen Menschen in Deutschland sind von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungssystems betroffen; Volkskrankheiten wie Arthrose, Osteoporose und Kreuzschmerz sowie Verletzungen verursachen einen immensen sozioökonomischen und finanziellen Aufwand. So liegen in Deutschland Erkrankungen und Verletzungen des Bewegungssystems mit ca. 51,1 Mrd. Euro pro Jahr an dritter Stelle der Gesundheitsausgaben – direkt nach Herz-Kreislauferkrankungen und psychischen Störungen. Die Leistungsfähigkeit von Orthopädie und Unfallchirurgie zu erhalten, ist, auch im Hinblick auf die alternde Bevölkerung, ein dringendes gesamtgesellschaftliches Anliegen.

Bürokratie und Personalmangel gefährden die Leistungsfähigkeit von Orthopädie und Unfallchirurgie

Die Rahmenbedingungen für die Leistungsfähigkeit des Faches werden aktuell indes sichtlich schlechter. So verhindern überbordende bürokratische Prozesse und monetäre Vorgaben, dass der Patient wirklich im Mittelpunkt des ärztlichen Handelns stehen kann; auch die mangelhafte Digitalisierung raubt Zeit und damit die Möglichkeit für Zuwendung zum Patienten. „Empathie und Zeit sind nicht durch Organisation zu ersetzen“, sagt Prof. Dr. Bernd Kladny, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). „Damit wir auch in zehn Jahren noch unsere wichtige Rolle für die alternde Bevölkerung erfüllen können, müssen Über- und Fehlregulierungen abgebaut werden.“ Darüber hinaus stelle vor allem der Fachkräftemangel ein drängendes Zukunftsproblem dar. „Die Facharztausbildung zum Orthopäden/Unfallchirurgen dauert sechs Jahre und kann dennoch kaum die enorme Breite des Fachs abbilden“, so Kladny. „Hier gilt es, den enormen Zeit- und Personalaufwand der Weiterbildung adäquat abzubilden.“ Auch reduzierten neue Lebensmodelle und Wunsch nach mehr Teilzeit den potentiellen Personaleinsatz der Zukunft – dies gelte es bei der Planung künftiger Versorgung dringend zu beachten.

EU-Medizinprodukteverordnung erschwert sinnvolle Implantatversorgung

2017 hat das Europäische Parlament eine neue Medizinprodukteverordnung (Medical Device Regulation, MDR) erlassen, die nun auch in Deutschland in Kraft tritt. Die MDR regelt die Zulassung von mehr als 450.000 Medizinprodukten in Europa, zu denen auch Endoprothesen gezählt werden. Ihre hohen, für neue Produkte sinnvollen Anforderungen gelten jedoch auch für Bestandsprodukte, die seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt werden. Da für die Hersteller der Aufwand der Re-Zertifizierung in keinem Verhältnis zum Verkaufserlös älterer Produkte steht, sind erste Produkte bereits nicht mehr verfügbar. „Schon bald können bewährte Endoprothesen, Nägel und Platten ganz vom Markt verschwinden“, warnt Prof. Dr. Dietmar Pennig, stellvertretender Generalsekretär der DGOU. „In der Folge kann die Versorgung von Patienten mit Gelenkersatz nicht mehr auf dem bisherigen Niveau erbracht werden. Denn Operateure werden andere Implantate als bisher verwenden müssen, mit denen sie u.U. weniger Erfahrung haben und für die keine Langzeitergebnisse vorliegen. Außerdem werden wesentlich ausgedehntere Revisionseingriffe nötig, wenn für ältere Implantate keine Wechsel-Ersatzteile mehr verfügbar sind.“ Die DGOU begrüße zwar grundsätzlich die MDR-Initiative, da sie zu mehr Sicherheit aller Medizinprodukte führen soll. Für langjährig bewährte Produkte seien die Vorgaben jedoch ethisch nicht vertretbar und wissenschaftlich nicht sinnvoll. Die DGOU fordert, unter Berücksichtigung der vorliegenden umfassenden Qualitätsdaten aus den bestehenden Endoprothesen- und Traumaregistern der Fachgesellschaften, eine deutlich erleichterte Freigabe für ältere Produkte und insgesamt eine Nachbesserung bei der Umsetzung der MDR.

Reform der ambulanten Notfallversorgung erforderlich, um Kollaps zu verhindern

In den Notaufnahmen der Krankenhäuser zählen akute Verletzungen zu den TOP 10 aller gestellten Diagnosen, in der ambulanten Notfallversorgung legen Zahlen nahe, dass 50 Prozent aller Patienten mit Diagnosen aus O und U kommen. Gutachten über die ambulante Notfallversorgung zeigen, dass zu viele Patienten in die Notaufnahmen kommen, die nicht zwingend einer Notfallbehandlung bedürfen, dass dies überlange Wartezeiten verursacht und die Strukturen finanziell überlastet. „Die Bereitstellung einer qualifizierten Notfallversorgung zeichnet den Gesundheitsstandort Deutschland aus und gehört in den Bereich der Daseinsfürsorge“, betont Dr. Burkhard Lembeck, Präsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). „Aus unserer Sicht können bereits einfach umsetzbare Maßnahmen Fehlsteuerung, mangelnde Bedarfsgerechtigkeit und Unterfinanzierung in der Versorgung von Notfällen in Orthopädie und Unfallchirurgie lösen.“ Der G-BA hatte im Auftrag der letzten Bundesregierung ein Konzept erarbeitet, das die Kernprobleme Fehlsteuerung, Wartezeiten und Unterfinanzierung im Bereich der Notfallversorgung beheben soll. Dieses Reform-Konzept begrüßt der BVOU ausdrücklich; er hat ergänzend konkrete Empfehlungen entwickelt, um die die Patientenströme besser zu strukturieren und effektiver zu steuern:

  • Einführung einer standardisierten, digital unterstützten und bundesweit einheitlichen Ersteinschätzung von Patienten möglichst im präklinischen Bereich
  • Einführung eines Ticket-Systems in der Ersteinschätzung zur Vermeidung von Wartezeiten
  • Zuzahlung für „Schwarzfahrer“ ohne Ticket
  • Entlastung der Rettungsstellen durch ein Netz von Partnerpraxen
  • Fallzahlunabhängige Finanzierung von Rettungsstellen im Rahmen der Daseinsfürsorge

Quelle: DGOU-Pressemeldung vom 19. Oktober 2022Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Gelenkersatz
    Irrweg beim gesetzlichen Implantateregister / Marc Michel: „EPRD ist die Blaupause“

    Der BVMed sieht das gesetzliche Implantateregister (IRD) im Bereich des Hüft- und Kniegelenkersatzes auf einem Irrweg. „Wir benötigen auch weiterhin umfassende Daten zur Performance unserer Endoprothesen auf Implantat- und Klinik-Ebene, um unsere Produkte im Markt und der Patientenversorgung halten zu können“, sagte der stellvertretende BVMed-Vorstandsvorsitzende Marc Michel.

    Pressemeldung23.10.2024

    Mehr lesen
  • eprd_logojpg

    Gelenkersatz
    Mehr als drei Millionen Gelenkersatz-Operationen im EPRD erfasst

    Das Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) hat in nur zweieinhalb Jahren eine Million OP-Dokumentationen zusätzlich erfasst und damit jetzt die 3-Millionen-Marke überschritten. Seine zuverlässige Datenbasis zur Beurteilung der hüft- und knieendoprothetischen Versorgung in Deutschland erweitert das EPRD kontinuierlich.

    Artikel09.10.2024

    Mehr lesen
  • eprd_logojpg

    Gelenkersatz
    Endoprothesenregister Deutschland setzt weltweiten Standard

    Die Implantatklassifikation des EPRD und des britischem National Joint Registry (NJR) wird auf dem diesjährigen 13. International Congress of Arthroplasty Registries (ISAR Congress) in Hamburg zum weltweiten Standard erhoben.

    Artikel03.06.2024

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Online-Seminar
    MDR Online-Seminar | Normung in der Medizintechnologie

    Die Normung hat eine hohe Bedeutung in der Entstehung und Zulassung von Medizinprodukten. Gemeinsam geben wir mit den Experten der DIN einen Einblick in die Arbeit der Normung, gehen der Frage nach wie Unternehmen sich an der Normung beteiligen können und welchen Einflüssen sowie Entwicklungen die Normung im Bereich Medizintechnologie in Gegenwart und Zukunft unterliegt.

    Seminardigital
    26.11.2024 09:00 - 11:00 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Regulatorisches

    Zur Veranstaltung: Normung in der Medizintechnologie
  • Konferenz
    Hygieneforum 2024

    Das BVMed-Hygieneforum widmet sich auch dieses Jahr wieder zentralen Herausforderungen der Infektionsprävention in der stationären wie auch ambulanten Versorgung. Fachexpert:innen tragen wichtige Themen vor, zu denen wir dann gemeinsam diskutieren wollen. Melden Sie sich noch heute an. Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.

    Konferenzhybrid
    Berlin, 12.12.2024 09:30 - 15:30 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Hygiene

    Zur Veranstaltung: BVMed-Hygieneforum 2024
  • Onlineseminar
    Webinar | Medizintechnik-Fertigung | Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern

    Die Digitalisierung der Fertigung stellt insbesondere in der Medizintechnik- und Life-Sciences-Branche eine große Heraus-forderung dar. Trotz klarer Vorteile wie effizienteren Prozessen und der Aussicht auf bessere Produktqualität und Erfüllung regulatorischer Anforderungen, sehen sich viele Unternehmen mit komplexen Fragen konfrontiert: Wie gelingt der Einstieg? Welche Technologien sind relevant? Wie können gesetzliche Vorgaben effektiv umgesetzt werden? Und wie lassen sich typische Fallstricke vermeiden?

    Seminardigital
    31.01.2025 09:00 - 11:00 Uhr
    organizer: BVMed
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: Medizintechnik-Fertigung Herausforderungen der Digitalisierung erfolgreich meistern

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen