Cookie-Einstellungen

Zur fortlaufenden Verbesserung unserer Angebote nutzen wir den Webanalysedienst matomo.

Dazu werden Cookies auf Ihrem Endgerät gespeichert, was uns eine Analyse der Benutzung unserer Webseite durch Sie ermöglicht. Die so erhobenen Informationen werden pseudonymisiert, ausschließlich auf unserem Server gespeichert und nicht mit anderen von uns erhobenen Daten zusammengeführt - so kann eine direkte Personenbeziehbarkeit ausgeschlossen werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über einen Klick auf "Cookies" im Seitenfuß widerrufen.

Weitere Informationen dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

 - Datennutzung Natalie Gladkov vom BVMed im Interview: „Mehr Daten für eine bessere Versorgung“

ArtikelAugsburg, 07.06.2022

Bild herunterladen EinBlickExterner Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab. sprach mit Digitalexpertin Natalie Gladkov vom BVMed über den interdisziplinären Bereich Daten beim Bundesverband BVMed und über DIGA

Sie betreuen beim BVMed unter anderem den neuen Fachbereich ›Daten‹. Worauf zielt dieser ab?

Der BVMed verfügt über eine große Breite an Gremien, Arbeitskreisen, Fachbereichen und Projektgruppen, daneben haben wir beim Thema Daten in vielen Bereichen ein gutes Know-how. Deshalb wollten wir unser Wissen bündeln. Beispielsweise unterstützen uns Juristen bei den Kommentierungen zum Artificial Intelligence Act, zum aktuellen EU Data Act oder zur Medical Device Regulation (MDR). Ferner bewegen die Themen Schnittstellen und Interoperabilität unsere Mitglieder intensiv. Dort braucht man andere Expert:innen aus dem Produktmanagement oder aus der Standardisierung. Und da wir so ein breites Portfolio an Daten-Themen haben, haben wir dies nun gebündelt, um meinungsbildend agieren und zudem als Ansprechpartner:innen für die Stakeholder im Gesundheitswesen fungieren zu können.

Ein weiterer Schwerpunkt Ihrer Arbeit sind DiGA: Wie ist der aktuelle Stand und wo sehen Sie die größten Herausforderungen?

Aktuell haben wir 31 DiGA im entsprechenden Verzeichnis – mit vielfältigen Indikationen. Die letzte neue Anwendung betrifft Menschen mit Diabetes, als zweite App in diesem Bereich. Vorher haben viele gesagt, für diese Indikation wird es sicher die meisten DiGA geben. Das ist nicht passiert. Wir sehen eine Häufigkeit bei Anwendungen im psychotherapeutischen Bereich. Insgesamt zeigen DiGA eine hohe Anwendungsbreite; und langsam, aber sicher entwickeln sich Markt und Versorgungsbereich. Es gibt noch einige Tücken und Herausforderungen wie die fehlende Awareness bei Ärzt:innen. Doch ich glaube, mit mehr Vorbereitung, Information und sicheren Nutzennachweisen können wir die Akzeptanz steigern.

Was mir momentan Sorgen bereitet, ist die wachsende Anzahl neuer Herausforderungen. Im Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG), dem letzten Gesetz zur Digitalisierung in der vergangenen Legislaturperiode, sind viele Bereiche dazugekommen: die Umsetzung bestimmter ISO-Normen im Rahmen der Informationssicherheit oder die Erfüllung von Interoperabilität. Und das ist eine Herausforderung für alle Unternehmen, auch im Hinblick darauf, dass es keine Planungssicherheit bei den TI-Komponenten gibt. Die elektronische Patientenakte und das E-Rezept verzögern sich, und wir müssen bedenken, dass die DiGA-Hersteller meistens Start-ups sind. Diese haben nicht endlos Kapazitäten oder Mitarbeiter:innen. Da steigt der Druck, weil bestimmte Anforderungen relevant für die Listung sind. Wir müssen gucken, dass sie nicht das Interesse verlieren oder von einer Listung absehen. Einige haben ihre Lösungen bereits zurückgezogen, weil sie an den Anforderungen für die Evaluation scheiterten.

Nicht nur DiGA, sondern auch viele andere digitale Anwendungen in der Medizin sollen in Zukunft interoperabel ausgerichtet werden. Was ist hier zu beachten, insbesondere im Bereich des Paragraphen 374a SGB V (Integration offener und standardisierter Schnittstellen in Hilfsmitteln und Implantaten)?
Dieser Paragraph im DVPMG war dafür gedacht, die Datennutzung in der Gesundheitsversorgung zu ermöglichen und zu stärken. DiGA sollten darin eine Kernrolle spielen und mit Daten von Implantaten bzw. Hilfsmitteln arbeiten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Hersteller Daten über offene Schnittstellen zur Verfügung stellen müssen – mit hohem personellem und finanziellem Aufwand.

Wir haben bereits im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens im letzten Jahr festgestellt, dass einiges nicht zusammen passt und die Umsetzung erschwert. Momentan sehen wir kaum Veränderung. Wir sind der Meinung, dass vieles zum ersten Juli 2024 nicht leistbar sein wird, weil die MDR zu Produkt-Rezertifizierungen führt. So gibt es derzeit einen Antragsstau bei den Benannten Stellen. Für die nicht fristgerecht durchführbare Umsetzung gibt es von uns ein Positionspapier. Denn die neuen Anforderungen und Regeln mit allen Herausforderungen muss man stärker im Kontext betrachten.

Glauben Sie, dass in der aktuellen Legislaturperiode die Digitalisierung im Gesundheitswesen weiter beschleunigt oder dass eher ein bedächtigeres Tempo eingeschlagen wird?

Laut Koalitionsvertrag war vieles für die Umsetzung bereits festgelegt. Doch wir stellen aktuell fest, dass der Zeitplan der Gesetzgebung zu eng ist. Viele der geplanten Meilensteine mit Fristen funktionieren nicht und werden nach hinten verlegt. Wir sehen einen großen Nachjustierungsbedarf, weil es keine Planungssicherheit für alle Beteiligten gibt. Es geht um Koordination. Aktuell arbeiten viele vor sich hin, um irgendwelche Fristen zu erfüllen. Doch etliche Hersteller wissen nicht, was sie erfüllen müssen. Sinnvoll wäre es, ein Zielbild oder eine Strategie zu entwickeln – mit Vorgaben, wohin die Reise geht, wer was erfüllen muss und welche Herausforderungen es zu lösen gilt – nicht nur national, sondern auf europäischer Ebene. Sonst haben wir in Deutschland Sonderlösungen, die später nicht adaptiert werden können.

Welches Ziel möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen?

Bald bin ich drei Jahre beim BVMed. Ich habe das Referat digitale Medizinprodukte aufgebaut und möchte unsere Mitglieder auf die digitale Reise mitnehmen, begleiten und bestmöglich unterstützen. Viele der Herausforderungen, Gesetzgebungsverfahren und Analysen sind bedeutend für die Medizintechnik-Branche. Wichtig ist, dass wir uns stärker in die politische Arbeit einbringen. Auch deshalb bin ich in zahlreichen Gremien aktiv. Mein Ziel ist es, Potenziale und neue Wege zu schaffen, damit wirklich neue und sinnvolle Innovationen in den Gesundheitsmarkt kommen.

Natalie Gladkov studierte Kommunikationswissenschaft sowie ›Medien und politische Kommunikation‹ in Münster, Zürich und Berlin – und schloss mit einem Master im Jahr 2014 ab. Beschäftigt war sie bislang in der gematik, der gkv informatik und dem Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg). Seit Juni 2019 agiert sie als Referentin Digital Health beim Bundesverband BVMed. Ferner ist sie Alumna der Studienstiftung des deutschen Volkes und des Programms ›Geh Deinen WEG‹ der Deutschlandstiftung Integration.

Quelle: EinBlick (Berlin Chemie) vom Mai 2022Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab. | Das Interview zum NachhörenExterner Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Datennutzung
    Ergebnisbericht "Digitale Medizintechnik im Gesundheitssystem 2035: Datengetriebener Versorgungskosmos"

    "Im Gesundheitssystem des Jahres 2035 hat die datenbasierte Medizintechnik einen neuen Level zielgerichteter und unmittelbarer Versorgung geschaffen und geholfen, Fachkräfte dort einzusetzen, wo sie am meisten gebraucht werden." Diese Vision eines datengetriebenen Versorgungskosmos 2035 ist das Ergebnis eines Projekts des BVMed-Arbeitskreises Digitalisierung.

    Artikel24.10.2024

    Mehr lesen
  • Digitalstrategie
    BVMed legt Digital-Vision 2035 vor / Stamm: „Datenbasierte Steuerung mit Medizintechnik kann die Gesundheitsversorgung verbessern“

    Der BVMed will mit Blick auf die Zukunft der Gesundheitsversorgung ein drittes, digitales Versorgungslevel etablieren. „Ziel einer datengetriebenen Gesundheitsversorgung muss sein, digital erfasste Informationen zu nutzen, um Patient:innen in die geeignete Versorgungsebene zu steuern", so BVMed-Vorstandsvize Dorothee Stamm bei der Vorstellung des Projekts „MedTech digital 2035".

    Pressemeldung23.10.2024

    Mehr lesen
  • eStandards
    BVMed aktualisiert EDI-Branchenpapier: Nur international gültige Standards gewährleisten Interoperabilität

    Zur Gewährleistung von Interoperabilität im elektronischen Datenaustausch (Electronic Data Interchange, EDI) zwischen Lieferanten und Kunden müssen beide Seiten international gültige Standards verwenden. Darauf weist der BVMed in seinem Branchenpapier „Elektronischer Datenaustausch zwischen Lieferanten und Kunden“ hin.

    Pressemeldung29.08.2024

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Online-Seminar
    European Health Data Space | EHDS

    Der Europäische Gesundheitsdatenraum soll nationale Gesundheitssysteme durch einen sicheren und effizienten Austausch von Gesundheitsdaten stärker miteinander verknüpfen. Ziel ist es, Forschung und Infrastruktur der jeweiligen Gesundheitssysteme zu verbessern. Medizinprodukte spielen dabei als Bestandteil der künftigen Datenlieferungsarchitektur eine sehr wichtige Rolle.

    Seminardigital
    22.01.2025 10:00 - 12:00 Uhr
    organizer: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Digitalisierung

    Zur Veranstaltung: European Health Data Space | EHDS
  • Online-Seminar
    GKV-Kompaktseminar | Ambulant

    Die Erstattung von Medizinprodukten ist in erster Linie davon abhängig, ob sie im ambulanten oder im stationären Bereich eingesetzt werden. Um erfolgreich zu agieren, bedarf es daher spezieller Kenntnisse in den jeweiligen Einsatzgebieten. Notwendige Voraussetzungen dafür sind die Erläuterung und das Verständnis der im GKV-System verbreiteten Fachtermini.

    Seminardigital
    20.02.2025 10:00 - 14:30 Uhr
    organizer: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Marktzugang und Erstattung

    Zur Veranstaltung: GKV-Kompakt | Ambulant
  • Präsenz-Seminar
    Vergaberecht | Beschaffungspraxis öffentlicher Krankenhäuser

    Öffentliche Krankenhausträger, einschließlich der für sie handelnden Einkaufsgemeinschaften, müssen bei ihrer Beschaffungstätigkeit das Vergaberecht beachten. Der Vertrieb von Medizinprodukten folgt hier besonderen Regeln. Die Vergabeverfahren werden dabei zunehmend komplexer - und sollen künftig auch nachhaltiger ausgerichtet sein.

    Seminaron-site
    Berlin, 14.05.2025 10:00 - 16:00 Uhr
    organizer: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Recht

    Zur Veranstaltung: Vergaberecht | Die Beschaffungspraxis öffentlicher Krankenhausträger

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen