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 - Adipositas Adipositas-Chirurgie: Behandlung von Adipositas und deren Folgeerkrankungen

Artikel13.01.2021

Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen. Studien belegen, dass sich durch einen chirurgischen Eingriff bei einer Vielzahl von Patienten bessere Erfolge erzielen lassen als durch konservative Maßnahmen. Dies gilt insbesondere für Patienten, deren Stoffwechselsignalwege stark gestört sind. Ob der neuroendokrine Signalweg bei adipösen Menschen gestört ist, lässt sich im Vorfeld nicht abklären. Patienten erfahren dies meist dadurch, dass die konservative Therapie keine Wirkung zeigt. In solchen Fällen bietet die Adipositas-Chirurgie eine sehr effektive Methode, das Gewicht zu regulieren und Folgeerkrankungen zu verhindern. Eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils ist auch bei einem chirurgischen Eingriff wichtig, um die Gewichtsreduktion zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden. Patienten mit vorheriger Lebensstilveränderung haben dabei ein langfristig besseres Outcome.

Patienten mit krankhaftem Übergewicht, sogenannter morbider Adipositas, leiden nicht nur unter ihrem Gewicht, sondern auch an einer Reihe von Folgeerkrankungen (Komorbiditäten), sowie einem erhöhten Mortalitätsrisiko. Dabei nimmt die Zahl der adipösen Bevölkerung sowohl weltweit als auch in Deutschland stetig zu.

Adipositas wird in verschiedene Gewichtsklassen unterteilt. Die Berechnung erfolgt anhand des Körpermaßindexes (Body-Mass-Index – BMI = kg/m2). Bereits ab einem BMI von 25 kg/m2 gilt eine Person als übergewichtig. Ab einem BMI von 30 kg/m2 spricht man von Adipositas, bei 40 kg/m2 von morbider Adipositas. Nach der DEGS1-Studie waren in Deutschland im Jahr 2011 insgesamt 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig, dabei gelten jeweils 23-24 Prozent nicht nur als übergewichtig, sondern als adipös. Eine deutliche Zunahme der Adipositas zeigt sich bei jungen Erwachsenen. Mit dem Weißbuch Adipositas des IGES-Instituts (Institut für Gesundheits- und Sozialforschung) liegt eine umfangreiche wissenschaftliche Aufarbeitung der aktuellen Versorgungssituation von Adipositas in Deutschland vor: Vor allem bei Männern hat der Anteil mit schwerer Adipositas stark zugenommen, seit 1998 um 55 Prozent. Bei Frauen, die generell mehr betroffen sind, liegt der Zuwachs bei 16 Prozent.

Zu den Begleiterkrankungen gehören insbesondere Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, bestimmte Krebs- und Herzerkrankungen aber auch Lipidstoffwechselstörungen, Gallensteine, Refluxerkrankungen sowie degenerative Gelenkserkrankungen. Darüber hinaus korreliert eine Steigerung des BMI mit einem vorzeitigen Sterberisiko. So verringert sich beispielsweise die mittlere Lebenserwartung mit einem BMI von 30-35 kg/m2 um zwei bis vier Jahre. Bei einem BMI von 40-45 kg/m2 verkürzt sich die durchschnittliche Lebenszeit bereits um acht bis zehn Jahre.

Lange Zeit galt Adipositas als das Ergebnis mangelnder Willenskraft. Inzwischen wird Fettleibigkeit als komplexe Stoffwechselerkrankung anerkannt, die durch eine Vielzahl von Faktoren entstehen kann. So spielt unter anderem eine familiäre oder genetische Disposition eine Rolle. Aber auch der westliche Lebensstil mit übermäßiger Aufnahme hochkalorienreicher Lebensmittel bei gleichzeitiger mangelnder körperlicher Bewegung ist für die Erkrankung verantwortlich. Darüber hinaus begünstigen Stress oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva Übergewicht und Adipositas.

Adipöse benötigen ärztliche Unterstützung und gegebenenfalls eine Therapie. Die Grundbausteine der Adipositas-Behandlung sind dabei Ernährungsumstellung, Bewegung und Veränderungen in der Lebensführung. Bei einem sehr starken Übergewicht reichen diese konservativen Therapiemaßnahmen jedoch meist langfristig nicht aus. Für Patienten mit krankhaftem Übergewicht, sogenannter morbider Adipositas, zeigen Forschungsergebnisse, dass ein chirurgischer Eingriff helfen kann, dauerhaft Gewicht zu verlieren und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes erfolgreich zu behandeln. Eine Adipositas-Operation in Kombination mit Verhaltens- und Lebensstiländerungen ist derzeit die erfolgreichste Methode für einen langfristigen Gewichtsverlust. Neben dem Gewichtsverlust verbessern sich in den meisten Fällen auch mögliche Begleiterkrankungen und es sinkt das Risiko, ernste Folgeerkrankungen zu entwickeln.

Therapie

Durch eine Operation kann das Gewicht langfristig reduziert und der Gesundheitszustand nachhaltig verbessert werden. Dabei belegen Studien, dass ein chirurgischer Eingriff Patienten helfen kann, bei denen konservative Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen. So konnten laut der sogenannten SOS-Studie 87 Prozent der Diabetesfälle durch einen chirurgischen Eingriff verhindert werden. Die Adipositas-Chirurgie setzt auf eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Neueste Forschungen zeigen, dass bei einer Großzahl der Adipositas-Patienten die Signalwege von den Fettzellen zum Gehirn dauerhaft gestört sind und bestimmte Botenstoffe falsche Informationen liefern. Nicht nur das Hungergefühl, sondern auch die Diabetes-Typ-2-Anfälligkeit wird dadurch stark beeinflusst. Die Adipositas-Chirurgie bietet die Möglichkeit, nicht nur die Nährstoffzufuhr zu regulieren, sondern eben auch diese neuroendokrinen Signalwege positiv zu beeinflussen.

Prinzipiell bezieht eine verantwortungsbewusste chirurgische Therapie einen grundlegenden Wandel der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten vor und nach dem Eingriff ein. Inzwischen werden alle operativen Verfahren mit laparoskopischen Operationstechniken, dem sogenannten Schlüssellochverfahren, durchgeführt. Dadurch wird das intraoperative Risiko deutlich gesenkt und dem Patienten bleibt eine Öffnung des Bauchraums erspart.

Grundsätzlich werden bei der Adipositas-Chirurgie zwei Verfahren unterschieden, die alleine oder kombiniert umgesetzt werden können. So kann einerseits durch eine Verkleinerung des Magens die Nahrungszufuhr begrenzt werden und andererseits durch Ausschalten eines Dünndarmabschnitts die Kalorienaufnahme verringert werden. Gängige Methoden sind der Magenbypass und der Schlauchmagen. Ein verstellbares Magenband wird hingegen kaum noch verwendet, da die oben genannten Methoden bessere Langzeitergebnisse liefern.

Beim Magenbypass werden beide Verfahren kombiniert. Dabei werden Teile des Magens und des Dünndarms umgangen, sodass weniger Nährstoffe aufgenommen werden. Bei dem Eingriff trennt der Chirurg zunächst wenige Zentimeter unterhalb des Mageneingangs eine kleine Magentasche ab, die nur wenig Nahrung aufnehmen kann und deshalb für ein schnelleres Sättigungsgefühl sorgt. Anschließend durchtrennt er den Dünndarm und verbindet den unteren Darmabschnitt mit der abgetrennten Magentasche, sodass die Nahrung von dort direkt in den Dünndarm gelangt. Der mit dem Restmagen verbundene Dünndarmabschnitt wird an das untere Dünndarmsegment angeschlossen. Für die Verdauung und Nährstoffaufnahme bedeutet dies, dass der obere Dünndarmabschnitt, der primär für die Aufnahme des Nahrungsbreis zuständig ist, umgangen wird.

Beim Schlauchmagen werden ca. 90 Prozent des Magens entfernt. Der verbleibende Restmagen fasst nur noch ein Volumen von 80 bis 120 ml. Das Entfernen von Magengewebe hat jedoch nicht nur eine Verkleinerung des Magens zur Folge, sondern auch eine Veränderung der Hunger und Sättigung steuernden Hormone. Welches operative Verfahren zum Einsatz kommt, hängt von einer Reihe von Faktoren ab. So sind bei der Auswahl einer geeigneten Therapie unter anderem Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Folgeerkrankungen, Essverhalten und Präferenzen des Patienten zu berücksichtigen.

Vorteile für den Patienten

Ein chirurgischer Eingriff kann nicht nur helfen, das Gewicht langfristig zu reduzieren, son-dern auch die Komorbiditäten zu behandeln und die Lebenserwartung zu erhöhen.

  • Je nach chirurgischem Verfahren: bis zu 70 Prozent Verlust des Übergewichts
  • Verbesserung der Diabetes-, Cholesterin- und Hypertoniewerte
  • Signifikante Erhöhung der Lebenserwartung
  • Wahrscheinlichkeit an Begleiterkrankungen zu sterben, sinkt deutlich
  • Positive Auswirkungen auf Begleiterkrankungen
  • Verbesserung der psychologischen Parameter: Abnahme von Depression, Steigerung des Selbstwertgefühls, Erhöhung der Lebensqualität

Verfügbarkeit für den Patienten

Trotz der Evidenz ist eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherungen in Deutsch-land immer noch mit Hürden verbunden. So muss ein Patient vor einem Eingriff ein sechs-monatiges konservatives multimodales Therapieprogramm absolvieren. Dieses umfasst eine Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Bei einem BMI >50 kg/m2 ober bei Vorliegen besonders schwerer Begleit- und Folgeerkrankungen empfiehlt die neue S3-Leitlinie inzwischen einen sofortigen Eingriff.

Fazit

Adipositas ist eine chronische Erkrankung mit ernsthaften gesundheitlichen Folgen. Studien belegen, dass sich durch einen chirurgischen Eingriff bei einer Vielzahl von Patienten bessere Erfolge erzielen lassen als durch konservative Maßnahmen. Dies gilt insbesondere für Patienten, deren Stoffwechselsignalwege stark gestört sind.
Ob der neuroendokrine Signalweg bei adipösen Menschen gestört ist, lässt sich im Vorfeld nicht abklären. Patienten erfahren dies meist dadurch, dass die konservative Therapie keine Wirkung zeigt. In solchen Fällen bietet die Adipositas-Chirurgie eine sehr effektive Methode, das Gewicht zu regulieren und Folgeerkrankungen zu verhindern. Eine nachhaltige Veränderung des Lebensstils ist auch bei einem chirurgischen Eingriff wichtig, um die Gewichtsreduktion zu unterstützen und Komplikationen zu vermeiden. Patienten mit vorheriger Lebensstilveränderung haben dabei ein langfristig besseres Outcome.

Stand: Dezember 2019

Herausgeber: Aktion Meditech, www.aktion-meditech.de

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