- Halux Valgus Patientengeschichte | Swetlana Koch litt unter Hallux valgus: Schmerzfrei nach OPs an beiden Füßen
Artikel27.10.2020
Schon im Teenageralter bemerkt Swetlana Koch, dass ihre Füße sich verformen und zunehmend schmerzen. Der Grund ist rasch gefunden: Sie leidet an einem Hallux valgus, einer weit verbreiteten Verformung des großen Zehs. Schätzungsweise rund 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden darunter. Nach Operationen an beiden Füßen ist die heute 30-Jährige schmerzfrei und passt wieder in jeden Schuh.
Swetlana Koch ist 16, als die großen Zehen sich erstmals bemerkbar machen. Sie erinnert sich: „Damals bin ich oft mit Freunden in die Disko gegangen und habe gerne High Heels getragen. Irgendwann hat das immer heftiger geschmerzt.“ Als die Schmerzen schlimmer werden, bemerkt sie die Verformung an ihren Zehen. Der große Zeh biegt sich nach innen, der Knöchel steht ab und reibt an den Schuhen. „Das tat schon ganz schön weh.“ Mit 17 geht sie zum Arzt. Die Diagnose Hallux valgus ist schnell klar.
Der Hallux valgus ist die häufigste Fehlstellung der Füße. Schätzungsweise rund 10 Millionen Menschen in Deutschland leiden darunter, bei den Über-65-Jährigen ist es jeder Dritte. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Meist ist die Erkrankung erblich bedingt oder wird durch ein schwaches Bindegewebe hervorgerufen. Das Tragen von engen oder hohen Schuhen verstärkt die Entwicklung.
Das stellt auch Swetlana Koch fest. „Je nachdem, welches Schuhwerk ich getragen habe, waren die Schmerzen stärker oder schwächer“, berichtet sie. Der Arzt verschreibt ihr zunächst spezielle Einlagen. Sie sollen die Fehlstellung korrigieren und die Schmerzen reduzieren. „Damit bin ich aber gar nicht klargekommen“, sagt sie. „Die Einlagen haben es bei mir eher noch schlimmer gemacht.“ Nach nur wenigen Monaten ist klar, dass eigentlich nur eine Operation in Frage kommt, um dauerhaft Abhilfe zu schaffen.
Operationen für ein schmerzfreies Leben
Aber Swetlana Koch zögert. Sie weiß, dass sie nach der Operation zunächst für viele Wochen praktisch kaum wird laufen können. Sie berichtet: „Damals hatte ich angefangen zu studieren und hatte nicht die Möglichkeit, wochenlang auf der Couch zu bleiben.“ Sie beißt die Zähne zusammen, trägt weitere Schuhe, verzichtet auf die High Heels. So geht es einigermaßen.
„Aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf die Schmerzen“, erinnert sie sich. Nach Ende des Studiums arbeitet sie im Einzelhandel, muss viel laufen. „Ich habe dann mit meinem damaligen Chef gesprochen und mich mit ihm auf einen guten Zeitpunkt geeinigt.“
Sie lässt zunächst den rechten Fuß operieren. Der Eingriff ist Standard, 70.000 Mal wird er in Deutschland jedes Jahr durchgeführt. Dabei werden der erste Mittelfußknochen und häufig auch ein Knochen des großen Zehs durchtrennt und so verschoben, dass der Zeh wieder gerade steht. Die Knochen werden mit einer Fixierung versehen, damit sie richtig zusammenwachsen.
Swetlana Koch wird ambulant operiert, kann direkt nach der OP wieder nach Hause. Sie erinnert sich: „Ich war dann doch überrascht, wie stark die Schmerzen in den ersten Tagen waren, ohne Schmerzmittel wäre das nicht gegangen.“ Nach ein paar Tagen wird es besser, die Schmerzen klingen ab.
Mit Krücken kann sie sich von Anfang an bewegen. Schon am nächsten Tag muss sie wieder in die Praxis zur Kontrolle und um den Verband zu wechseln, danach alle zwei Tage. „Das Ergebnis war sofort nach der OP sichtbar und sah gut aus, das hat mir von Anfang an Mut gemacht“, sagt sie rückblickend.
Acht Wochen lang ist sie krankgeschrieben. In der Zeit bekommt sie auch Physiotherapie. Zweimal die Woche erhält sie etwa Lymphdränagen und Massagen. „Das war recht angenehm und auch notwendig.“ Nach sechs Wochen kann sie wieder normale Schuhe tragen, die Schmerzen sind kaum noch bemerkbar.
Etwa ein Jahr nach der Operation entschließt sie sich, auch die Fixierung am Zeh entfernen zu lassen. „Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen“, erläutert sie. „Aber ich habe das als Fremdkörper empfunden und hatte den Eindruck, es macht meinen Zeh ein bisschen steif.“ Die Operation ist unkompliziert. „Nach 10 Tagen ist man wieder komplett fit. Und man kann da auch direkt nach der OP sofort wieder auftreten.“
Ein weiteres Jahr später lässt sie auch den anderen Fuß operieren. Den Ablauf kennt sie bereits. Sie erzählt: „Ich weiß nicht warum, aber die Schmerzen waren beim zweiten Mal noch schlimmer.“
Aber die Strapazen lohnen sich. Heute ist sie komplett schmerzfrei. Sie schwärmt: „Ich bin total zufrieden. Ich passe in jeden Schuh rein und kann auch wieder High Heels tragen. Aber mit 30 will man das ja gar nicht mehr so oft.“ Sie lacht dabei. Zwei kleine Narben erinnern noch an die OP. „Aber die sieht man nur, wenn man genauer hinschaut.“
Tipps für andere Patienten
Nach zwei Operationen hat Swetlana Koch einige Ratschläge für Betroffene. „Auf keinen Fall zu lange warten, bis man die Schmerzmittel nimmt!“, sagt sie. „Am besten stellt man sich den Wecker.“ Auch die Narbe behandelt sie sorgfältig. „Ich habe mir spezielle Cremes aus der Apotheke gekauft und die Stellen damit massiert, damit sie gut verheilen und nicht mehr so sichtbar sind.“
Sie empfiehlt auch, etwas Zeit zwischen den beiden Operationen vergehen zu lassen. „Man ist ja doch eine Weile sehr eingeschränkt.“ Auch den Zeitpunkt der OP hat sie bewusst gewählt. „Ich habe beide Operationen im Winter machen lassen, das war mir lieber. Denn im Sommer schwellen die Füße doch mal leichter an, wenn es heiß ist.“
Letztlich meint sie aber: „Einfach sich trauen. Der Schmerz vergeht, und danach ist es viel besser als vorher.“