- Gelenkersatz bewegt Patientengeschichte Christine Häßler: Hüft- und Kniegelenk gegen die Schmerzen
Artikel26.05.2019
Christine Häßler hat bereits ein künstliches Kniegelenk, als auch ihre Hüfte unerträglich zu schmerzen beginnt. Binnen wenigen Wochen kann die aktive und lebensfreudige Rentnerin kaum noch laufen. Eine kurzfristig anberaumte Operation und ein künstliches Hüftgelenk bringen ihr die alte Lebensqualität zurück.
Christine Häßler steht kurz vor der Rente, als sie Schmerzen im Knie bekommt. Sie erinnert sich: „Ich bin 2008 auf einer Reise an einem steilen Berg abgestiegen. Da tat plötzlich das Knie furchtbar weh.“ Die damals 63-Jährige arbeitet als Zahnärztin, hat eine eigene Praxis. Dort will sie nicht fehlen, ihre Patienten nicht im Stich lassen, und wartet daher zunächst mit der Operation.
2010 geht sie in Rente und zögert nicht lange – obwohl ihr Orthopäde ihr von einer OP eher abrät. Sie erzählt: „Er meinte zu mir: Lassen Sie es so, da wissen Sie, was Sie haben. Nach einer OP weiß man nie, wie es wird.“ Aber Christine Häßler will die Schmerzen beim Laufen nicht länger ertragen, sie bewegt sich immer weniger, ihre Lebensqualität leidet zunehmend.
Sie geht in eine Spezialsprechstunde für Arthrose am Klinikum Dresden. Dort trifft sie auf Dr. Andreas Weber, der ihr sofort sympathisch ist. „Ich bin nicht der Typ, der zehn Ärzte abklappert und sich dann den vermeintlich besten aussucht“, sagt sie. „Mit Dr. Weber hatte ich Glück und habe ihn gleich gefragt, ob er mein Knie denn auch selbst operieren würde.“
Und das tut er. Im Dezember findet die OP statt, die problemlos verläuft. An das Aufwachen aus der Narkose erinnert sie sich bis heute gerne: „Eine Schwester kam zu mir ans Bett und sagte: Viele Grüße von Dr. Weber, er hat Ihnen ein ganz bewegliches Gelenk eingebaut.“ Sie lacht dabei herzlich. „Das fand ich menschlich schön, und es war auch so.“
Anschließend geht sie zur Reha nach Bad Schandau. Dort trainiert sie die Beweglichkeit des Knies, übt Treppensteigen und erhält weitere physiotherapeutische Behandlungen. Nach drei Wochen ist sie wieder fit. Sie fügt an: „Ich habe natürlich gut mitgemacht und alles immer positiv gesehen. Das hat bestimmt auch geholfen.“
Ehrenamtlich engagiert mit künstlichem Knie
Dass Christine Häßler es so eilig hat mit dem Gesundwerden, hat seinen Grund: „Im Dezember war die OP und da hatte ich schon Flugtickets für März für die Philippinen. Ich wollte dort als Zahnärztin für Ärzte für die Dritte Welt arbeiten.“
Ärzte für die Dritte Welt ist eine Nichtregierungsorganisation und heißt inzwischen German Doctors. Mehrere hundert Ärzte reisen mithilfe der Organisation jedes Jahr in medizinische Notstandsgebiete wie Großstadtslums oder abgelegene ländliche Regionen und versorgen dort ehrenamtlich schwer kranke Menschen.
So auch Christine Häßler. Mit ihrem neuen Kniegelenk arbeitet sie auf den Philippinen sechs Wochen lang. „Wir sind mit dem Jeep zu Menschen gefahren, die mittellos waren, Zahnschmerzen und keine Versorgung hatten, wirklich ganz am Ende der Welt“, erzählt sie. „Wir haben von früh bis spät gearbeitet und nur Zähne gezogen, ohne Strom und alles.“ Sie sagt, es war anstrengend, aber schön.
Not-OP an der Hüfte
In den kommenden Jahren reist Christine Häßler noch zwei weitere Male mit German Doctors auf die Philippinen und hilft den Menschen vor Ort. Das künstliche Kniegelenk macht alles mit. Doch 2018 meldet sich ein anderes Gelenk.
„Es fing ganz zart an, dass die linke Hüfte schmerzte“, erinnert sie sich. Sie geht wieder zum Orthopäden, der Röntgenbilder machen lässt. Dort sieht überraschenderweise die andere Hüfte deutlich schlimmer aus, die Christine Häßler zu dem Zeitpunkt noch gar nicht spürt. Der Arzt spricht sofort von einer Operation, aber diesmal zögert Christine Häßler: „Ich hatte ja noch kaum Schmerzen. Daher habe ich den Arzt gefragt: Wer entscheidet denn, wann operiert wird? Und der Orthopäde meinte dann: Das entscheidet der Leidensdruck der Patienten.“
Das muss Christine Häßler leidvoll erfahren. Die rechte Hüfte, die bis dahin keine Beschwerden gemacht hatte, schmerzt über den Jahreswechsel 2018/19 von einem Tag auf den anderen extrem. „Im Januar war es dann schon so schlimm, dass ich kaum noch laufen konnte“, erinnert sie sich.
Ende Januar sind die Schmerzen so unerträglich, dass Christine Häßler zum Hausarzt geht – denn ihr Orthopäde ist im Urlaub. Der Hausarzt kennt sie als fitten und lebensfreudigen Menschen und erschrickt über ihren Zustand. Er lässt noch einmal Röntgenaufnahmen machen. Sie erzählt: „Er hat mich dann mit an seinen PC genommen und mir die Bilder gezeigt. Der komplette Kopf des Oberschenkelknochens war weg. Das erklärte natürlich die Schmerzen.“
Christine Häßler hat eine Hüftkopfnekrose, auch Knocheninfarkt genannt. Dabei stirbt das Knochengewebe ab, der Knochen verliert seine Stabilität und zerbricht letztlich. Ursache ist in der Regel eine mangelhafte Durchblutung des Knochens, der dann keine Nähr- und Mineralstoffe mehr erhält. Deutschlandweit erkranken jährlich mehrere Tausend Menschen an der Krankheit.
Christine Häßlers Hausarzt weist sie direkt ins Krankenhaus ein. Noch am selben Tag geht sie in die Notaufnahme des Klinikums Dresden – die gleiche Klinik, wo auch ihr Knie operiert worden war. „Da habe ich gleich gefragt, ob es Dr. Weber noch gibt“, lacht sie.
Eine Assistenzärztin begutachtet die Bilder der Hüfte, ihr Urteil ist eindeutig. Sie will Christine Häßler nicht mal mehr in die Einweisungssprechstunde schicken, denn das würde sie nicht durchhalten. „Die Ärztin hat sich dann per Telefon direkt in das OP-Programm eingeklinkt. Und raten Sie mal, wer am anderen Ende war! Dr. Weber!“
Wenige Tage später setzt Dr. Weber ihr auch das künstliche Hüftgelenk ein. Durch die kurzfristig anberaumte OP ist es nicht einfach, direkt im Anschluss eine Reha zu finden. Christine Häßler ist pragmatisch: „Mir war egal, was sie mir anbieten, ich wäre auch in ein Vier-Bett-Zimmer gegangen. Denn zuhause wäre ich allein gewesen.“ Letztlich hat sie Glück und kommt in ein Doppelzimmer mit einer anderen älteren Dame, mit der sie sich gut versteht. „Am Ende waren wir uns einig: Es war schöner zu zweit zu liegen als allein.“
Glücklich mit den neuen Gelenken
Auch mit der neuen Hüfte geht es Christine Häßler gut. „Ich habe vier Kinder, die inzwischen ausgezogen sind“, erzählt sie. „Nach den Kindern habe ich jetzt einen Hund, einen Golden Retriever. Der ist jung und wild und ich wusste, ich muss mit dem auch laufen.“ Sie ist außerdem schon immer sportlich gewesen, fährt unter anderem gerne Fahrrad – auch heute noch. Sie ist glücklich: „Es ist eigentlich wie ein Wunder. Ich bin mit so wahnsinnigen Schmerzen in die Klinik, und jetzt habe ich bis zum heutigen Tag null Beschwerden.“
Anderen Patienten rät sie: „Nicht zu lange warten, wenn man Schmerzen hat. Denn es ist heutzutage kein schlimmer Eingriff, man sollte den Mut dazu haben.“ Und vor allem: „Positiv rangehen und denken, es wird schon gutgehen!“