- Gelenkersatz bewegt Patientengeschichte Nenad Zimonjić: Zurück ins Match dank Hüft-OP
Artikel02.08.2019
Der serbische Tennisprofi Nenad Zimonjić war 2009 Nummer eins der Doppel-Weltrangliste, als sich Hüftprobleme einstellten. Er hatte eine Arthrose, die größtenteils durch Hüftdysplasie verursacht wurde. Mit spezieller Physiotherapie konnte er seine Karriere bis ins Jahr 2018 fortsetzen, aber die Schmerzen wurden immer stärker. Im Juni 2018 wurden Nenad beide Hüftgelenke in einer einzigen Operation ersetzt. Dabei wurden die beschädigten Knochenoberflächen von der Hüfte entfernt und durch Prothesen ersetzt, um die Funktion natürlicher Gelenke nachzubilden. Zuerst war sein einziges Ziel, schmerzfrei zu sein. Doch als die Ärzte ihm sagten, dass er seine Tenniskarriere wieder aufnehmen könne, war er begeistert. „Darüber hatte ich überhaupt nicht nachgedacht“, bemerkt er. Heute möchte Nenad seine Erfahrung teilen und dadurch andere inspirieren.
„Es begann im Jahre 2009 in Wimbledon. Damals war ich 33 Jahre alt und führte die Doppel-Weltrangliste im Tennis an. Nach einem der Spiele kam ich zurück auf mein Zimmer, ich lag auf dem Bett und konnte mein Bein nicht mehr anheben. Es fühlte sich an, als hätte jemand mir ein Messer in die Leiste gestochen“, erinnert sich der 54-fache Sieger im Doppel, der mehr als 700 Spiele gewonnen hat, darunter acht Grand Slam Siege und einen Davis Cup.
Die Physiotherapeuten der Association of Tennis Professionals (ATP) ordneten MRT- und CT-Aufnahmen an, welche schließlich die Schmerzquelle zeigten: eine Arthrose, die größtenteils durch Hüftdysplasie verursacht wurde – eine Erkrankung, die auftritt, wenn die Gelenkpfanne flach ist und den „Ball“-Teil der Hüfte nicht vollständig bedeckt. Dies hatte zu einem Ungleichgewicht und einer Instabilität in Nenads Hüften geführt, wodurch schlussendlich der Spalt, der normalerweise zwischen den Knochen besteht, geschlossen und der Knorpel beschädigt wurde. Irgendwann würde er eine Hüft-Totalendoprothese benötigen.
Behandlung durch Physiotherapie
Knorpel bedeckt das Ende eines Knochens und dient als Puffer und Stoßdämpfer. „Ich hatte weniger als 50 Prozent Knorpel sowie Osteophyten“, erklärt Nenad. Seine geschädigten Knochen hatten angefangen, nach außen zu wachsen und Knochensporne (Osteophyten) zu bilden, was bedeutete, dass seine Knochen sich aneinander rieben und dass die Osteophyten seine Abduktoren beeinflussten, was starke Schmerzen verursachte und seine Bewegungsfreiheit einschränkte. „Da ich körperlich in gutem Zustand war, konnte ich dies kompensieren und trotz meiner Verfassung weiter spielen“, hebt er hervor.
Die Durchführung einer Arthroskopie mit dem Ziel, die überschüssigen Knochenpartien abzutragen, wurde vorgeschlagen – ohne dass die Lösung des Problems garantiert gewesen wäre. Das Verfahren ist zwar minimal-invasiv, doch die Nachversorgung und Rehabilitation hätten vier bis sechs Monate in Anspruch genommen. „Dies ist eine lange Zeit, vor allem wenn du gerade auf dem Höhepunkt deiner Karriere bist“, betont Nenad. Damals entschied er sich gegen den Eingriff und dafür, weiterzuspielen – mit der Unterstützung und Beratung seiner Physiotherapeuten.
„Ein weltbekannter Physiotherapeut hatte mir im Laufe meiner Karriere bereits bei vielen Verletzungen weitergeholfen. Er brachte mir Übungen und spezielle Behandlungstechniken bei, die ich mit meinem eigenen Physiotherapeuten und Fitnesstrainer durchführen konnte. Zusätzlich zu meinem regulären Training bedeutete dies ein Mehraufwand von 3 bis 3 1/2 Stunden täglich“, sagt er. „Dies war ein immenser Aufwand, aber ich gewann immer noch große Titel bis ins Jahr 2014, das Jahr in dem ich im Doppel auf Weltranglistenplatz 2 stand.“
"Ich hatte ununterbrochen Schmerzen"
Seine Frau Mina und die beiden Zwillinge Leon und Luna reisten immer mit ihm zu seinen Turnieren. „Mein Sohn fing an, sich in das Tennisspiel zu verlieben, was mich wirklich dazu inspirierte, noch ein wenig weiterzuspielen“, erklärt Nenad. „Seine Liebe und Leidenschaft für das Spiel wuchs. Je älter er wurde, desto bewusster wurde ihm, was ich tat. Den letzten Titel, den ich gewann und bei dem meine Familie direkt zuschaute, erhielt ich 2017 in Sofia. Sie so glücklich zu sehen und den Sieg mit Mina und den Kindern zu feiern, war unbeschreiblich.“
Nichts desto trotz verschlechterte sich Nenads Gesundheitszustand zunehmend. „Ich hatte ununterbrochen Schmerzen, was sich auf mein tägliches Leben auswirkte: Schlafen, Sitzen, Stehen, Gehen, Laufen – all diese Aktivitäten waren körperlich, mental und emotional die reinste Qual.“ Er traf die Entscheidung, dass es nun endlich Zeit für eine Hüftgelenksoperation sei.
Die Hüftoperation im Juni 2018 hilft
Im Juni 2018, kurze Zeit nach seinem letzten Doppel in München, wurden Nenad beide Hüften in einer einzigen Operation ersetzt. Dabei wurden die beschädigten Knochenoberflächen von der Hüfte entfernt und durch Prothesen ersetzt, um die Funktion natürlicher Gelenke nachzubilden. „Nach der Operation waren die Ärzte erstaunt, dass ich in meinem Zustand überhaupt spielen konnte. An beiden Hüften befand sich kein Knorpel und meine Bewegungsfreiheit war ernsthaft eingeschränkt“, sagt er.
Dank eines verbesserten Genesungsprogramms mit schnellerer Mobilisierung war Nenad sechs Tage nach seinem Krankenhausaufenthalt wieder in der Lage zu laufen. „Im September fing ich wieder mit einem leichten Training an, wobei ich mit einer zweiwöchigen Unterbrechung sechs Monate lang zur Reha und regelmäßigen Untersuchungen ging. Mein erstes Turnier spielte ich dann im Februar 2019, wobei ich seitdem noch einige weitere gespielt habe und sogar einen Sieg verzeichnen konnte.“
"Ich möchte anderen in meiner Lage Mut machen"
Zuerst war sein einziges Ziel, schmerzfrei zu sein. Doch als die Ärzte ihm sagten, dass er seine Tenniskarriere wieder aufnehmen könne, war er begeistert. „Darüber hatte ich überhaupt nicht nachgedacht“, bemerkt er. Heute möchte Nenad seine Erfahrung teilen und dadurch anderen, besonders professionellen Athleten in einer ähnlichen Situation, Mut machen.
„Ich möchte ihnen zeigen, dass ein Come-Back und ein Spiel auf hohem Niveau nach einer solchen Operation möglich sind. Im Tennissport bin ich der erste, der diesen Schritt gewagt hat, und obwohl ich gerade 43 geworden bin möchte ich sehen, wie weit ich noch gehen kann. Hoffentlich bin ich schon bald wieder in der Lage, auf einem sehr hohen Niveau zu spielen. Bisher läuft alles gut, und ich habe die Chance, weiterhin das zu tun, was ich liebe.“